rennt-ner auf halb

neulich im laden, „auf der arbeit“: ein älterer herr, gerade rentner oder so ähnlich, nähert sich dem info-tresen und schnauft – ohne wirklich schnaufen zu müssen – um zu zeigen: jetzt halt mal, gaaanz langsam, jetzt komme ich und ich kann fast nicht mehr reden, also bitte hören sie genau hin, damit sie mich auch gut verstehen: „so weit ist es zu ihnen, da muss man ja eine weite strecke zurücklegen, bis man jemanden hat, der einen hier berät!“ die filialleiterin schluckt und bemerkt sachlich, dass dieser gross angeschriebene info-tresen in der ladenmitte eben der ort sei, an dem man sich zentral informieren könne, hier sei man in der regel bestens versorgt, das wort entfernung nimmt sie lieber nicht in den mund, um dem besserwisser kurz nach zehn nicht den langzeitdialog auf die zunge zu legen. ich denke nur: schnell weg, schnell den rücken zudrehen, die ohren nach vorne klappen und ab hinter die kulisse! es gibt menschen, die morgens anlauf nehmen, um andere zu nerven. jeder schritt ihres lebens bedeutet eine verdoppelung in richtung: menschheit muss leiden! denken diese typen, ihre einwände seien die attraktion des tages? ich würde vorschlagen: raus! raus aus allem, raushalten, nie mehr einkaufen gehen und alles verschlafen! draussen bläst der wind durch den verkaufsoffenen sonntag in einem der kleinstorte in richtung hinterland. ich könnte wetten, dass der schnauf heute sein unwesen an irgendeinem kuchenstand treibt, wo er endlosgespräche im zelt der freiwilligen ausrollt.

osterglocken, filtertüten, gitterboxen, starthilfe.

texte zur kunst nr. 97

texte zur kunst, neue musik von oliver schories, vögelgezwitscher um 5,40 uhr, warme tage. wieder und wieder diese texte, dieses abo, der verusch, mit den unterschiedlichen themen bzw. den texten dazu und der konsequenten verweigerung von text zu bild, wie heisst es: in die puschen zu kommen. wieder und wieder das weglegen der diskurse, die unmögliche anknüfung an eigene fragestellungen, aber das abo muss bleiben, das wird schon! „bohème / bohemia“ ändert alles. kommt wie eine wiedergutmachungsausgabe, frühling 2015, jetzt aber! ein grosses dankeschön an douglas coupland, philipp ekardt, noura wedell…das alles macht spass, das alles verbindet nachdenklichkeit und das gefühl, dass einen diese besprechungen etwas angehen können trotz aller – für die texte zur kunst so typischen – rundumblicke in die totale.
weiter zu den latenight tales

pommes am laufenden meter

nach einiger zeit wird dann der fast schon abgebrochene „spielplatz“ wieder wichtig, plötzlich taucht dieser begriff der höflichkeit gegenüber  d e n  kleinen menschen und  d e m  kleinen menschen in einem selbst wieder auf – abgedroschen, aber geht noch.
dabei nehmen sich derartige begriffe aus sandkasten-schmusekurs und blutiger rauferei dieses hin und wieder auftauchen nur heraus, weil das mass des gegenteilig künstlichen derart ins abnormalst übermässige ge- bzw. überlebt wurde, dass für einen moment nichts wichtiger wird als ein wieder zurückfinden wollen in das hintergrund-dünnste verhältnis aus vokabular und absolut normalem tun. einfach machen nach sinn und bedeutung: ohne jede übertreibung und ohne gerede, nur ganz einfach so und ohne jedes als ob. das gelingt für eine weile: bis der begriff wieder anfängt, sich in eine seifenoper der bedeutungen zu verwandeln. plötzlich ändert der kiosk um die ecke seine farbe, verkauft kleinere portionen und wirbt mit dem, was es nicht mehr gibt. das angeblich doppelt so gute wird mit flohmarktbesteck verkauft und das tafelsilber verspricht einen teil der erfüllung des sehnens nach dem unvergänglichen: das mass für den immer gleichen abstand zwischen gerade eben, vor einiger zeit, damals und für immer.

kreisbogen an der warteschleife

kreisfahrten. egal, ob gebaut wird, gebastelt, eine grosse sache errichtet oder in gedanken mit grossartigen errungenschaften nach dem frühstück herumgespielt wird: es gibt diese sich im kreis drehenden fragen und argumente, die eine angelegenheit zur ewigkeit machen, zäh und ohne sinn für das, was im ersten impuls eines wie auch immer gewagten gedankens steckte. in der kiste der beispiele sammeln sich im moment die folgenden kreise: man bekommt eine anfrage zu informationsmaterialien, thema jetzt egal, das lässt sich machen, ein paar details noch und gut, ein paar kleinigkeiten, nur ein paar zahlen von jemand anderem fehlen noch, um das erwartete in die richtige form bringen zu können, alles kein problem.  dieser andere, auf dessen unterlagen man wartet, ist aber ebenfalls kein anderer als ein jemand, der auch schon wartet – vielleicht schon etwas länger, aber auf alle fälle eine ganze weile. auf ein paar informationen von dem, der die info-materialien zusammenstellen sollte. also wartet einer auf das, was er braucht, um dem, der auf ihn wartet, mit dem zu versorgen, das noch in der warteschleife dessen hängt, der darauf wartet, mit dem, worauf er…usw.!

ich dachte immer: wie schön, das zusammenwirken von ideen und informationen aus unterschiedlichen richtungen zu beobachten und zu sehen, was sich wie durchsetzt oder an welcher stelle zurücknimmt, um sich anderswo um ein vielfaches stärker zu behaupten. gruselig wird es, wenn einem kurz klar wird, wie viele ideen noch in warteschleifen von aufeinander wartenden stehen. was gib es nicht oder ist nur schwach sichtbar, weil es dort den rest seiner begeisterungsfähigkeit verloren hat oder gerade verliert? die antwort lässt auf sich warten…