nicco

ja, es ist nikolaus, dachte ich gestern früh, aber den stiefel hatten wir am abend zuvor schon wegdiskutiert. an der tanke um kurz nach 8 uhr schaute mich der schiefbärtige mann in roter verkleidung merkwürdig lange an, um dann doch zu fragen, ob ich nicht eine seiner orangen möchte, kann ich ihnen auch eine anbieten? klar! gern! dann also noch adac-karte durchziehen, jetzt bitte ec-karte einstecken, danke! tippen, bezahlen, gut.  ich wollte gerade gehen, da kam das bier, zwei hände, drei flaschen, auf mich zugewackelt. hey, isch heut der sechste oder sowas? schon ausgelöst durch das geräusch der klackenden bierflaschen schaltete das hirn auf euphorie: hören, schreiben, feiern, sich und den eigenen text beleidigen, ein wenig zumindest, fluchen, schimpfen, schnell raus, und dann wieder freuen, ab ins auto und weiter in den tag.

bause

führung in einem fast fertigen um- bzw. neubau. sehen, was andere machen, hören, was andere zahlen, sich mit grossen augen freuen über das, was an anderen orten gemacht wird, wenns denn gut gemacht ist. brutal ist die erkenntnis, jedes mal nach wenigen minuten schon: dass bei der beobachtung all der oberflächen, verwinkelungen, fachwerkfüllungen, wasseranschlüsse und treppenaufgänge es keine rolle spielt, was davon der stolze hauherr selbst mit sogenannter eigenleistung gemacht hat, nein, ganz im gegenteil, sondern all seine bemerkungen zu dem, was er selbst kann, nur nerven und man eigentlich doch echt nur sehen möchte, nein, nicht einmal möchte, nur sieht, was da ist, gut gemacht und fertig, fast. dabei bin ich doch in der genau gleichen situation! man hilft mit und ist stolz auf das, was man übernehmen konnte, pocht auf das, was später sogar sichtbar sein wird von dem, was man zwischen den fingern hatte! aber die kommentare dazu rühren nicht mehr ans material, getan ist getan und es ist völlig egal, wer das warum, wann und wie schnell getan hat. jeder ist-zustand verriegelt sich anscheinend zum ich-zustand. und dieses ich will nicht nach mutti oder vati gefragt werden, sondern an sich selbst abgefragt sein. was vorher war, wird mit der pauschalantwort konfrontiert, dass alles einfach nur anders war, danke fürs gespräch! mit abgleichungen und vergleichen will das gegenwärtige nichts zu tun haben, na toll! noch nie schlug mir das so ins gesicht: dass alle erklärungen zum tun, zu herstellungsprozessen, zeitlichen abläufen usw. nur schwerlast sind in gespräch, schilderung und erklärung, gähn! in der kunst ist es vielleicht nicht ganz so schlimm, her mit etwas trost! oder doch? die sachen nehmen nicht unbedingt den weg über erklärbare handwerklichkeit, die abläufe sind chaotischer. sobald aber sogenannte arbeitsschritte in der diskussion sind, wird es unangenehm. dabei ist es doch so schön, wenn man ein wenig von dem erzählt, was man wieder gelernt und angewendet hat, was der eine konnte und man jetzt selbst auch in der persönlichen arbeit mit einbaut, was ein anderer weglassen musste, aber bei einem selbst jetzt eine ganz grosse und nicht mehr wegzudenkende rolle spielt! von wegen! die geschichte des machens im angesicht des resultats ist das gegenteil von vorwärts. abendessen 4 minuten nach kuchen 3 minuten nach mittag 2 minuten nach frühstück. 1 und los.

tiefspüler

wie viele leute in der stadt haben gerade magen-darm? umfrage auf dem weihnachtsmarkt, aber in den antworten kommt das ganze zeug schon hoch. einen halben tag toilette und jetzt wieder abpfel reiben und nudelstangen zu suppennudeln zerkleinern. internet sagt: schonen! mama hat auch ohne internet ihre sorgen. ich liege mit dem „alpen spezial“ von greenpeace im bett, horror-ästhetik pur, und frage mich, was den reiz dieser abbildungsdüsternis ausmacht. man müsste lesen, aber mit diesen bildern will man erstmal nur weiter, geschoben und immer weiter geschoben von dunkler schrift in grau, noch mehr und ganz, ganz grau. die gleiche frage hatte ich vor kurzem während eines filmes, der seine depression mit ausgebeinten wracks in verlassenen häfen durch die handlung zog. ich erinnerte mich daran, dass immer auch in der akutwirklichkeit, also schon in einem ganz kurzen moment im anblick dieses verfalls, eine störung passierte, die mit der regelmässigkeit des richtung strand rollenden wassers zu tun gehabt haben muss. ich war nicht oft, viel oder immer wieder am meer. aber sobald ich vergleichbares zu sehen bekamn, sich das wasser an wrackteilen hoch und runter hob, bekam der begriff des verfalls schon nach kurzer zeit in dieser regelmässigkeit der bewegung keine luft mehr. im beobachtungsmoment verfällt nichts, nur das wasser gurgelt – und doch verstärkt die bewegung ausserhalb bzw. am verfallenden die gewissheit des desaströsen ins brutal traurige. ich blättere von geschmolzenen gletschern zu wald und bären und hänge im bild des schaukelnden wassers, was den magen weniger freut. morgen wieder gesund.