abteilung für detailverkauf

nach einiger zeit zwischen leim und papierfetzen stehen ein paar bilder an der wand, denen ich nur sagen kann: schön für euch! aber so hab ich mir mein leben nicht vorgestellt! so? so extrem unübersichtlich. so extrem voll mit sich wieder und wieder entwickelnden möglichkeiten, falschen ergebnissen und immer wieder doch im moment des scheiterns aufleuchtenden minimalformen, die das weitermachen schon allein mit ihrer unaufdringlichen eindeutigkeit zur leichtigkeit machen. wieder und wieder melden die bilder: was du hier siehtst: du musst es nur eins nach dem anderen machen, weiter tun, damit du irgendwann auf augenhöhe deiner hausaufgaben bist, die die arbeit im atelier schon längst für dich vorbereitet hat. solltest du auf die idee kommen, mit dieser idee neue ideen für die bevorstehende arbeit auszuhecken: vergiss es! je mehr du ablenkst, desto mehr streichen wir dir die pause! willst du darauf bestehen, kannst du schön die bank drücken und nach deinen vergeblichen versuchen, neue ideen überstürzt in die arbeit einzubauen, mit der eigentlichen arbeit beginnen, die unmittelbar an das anschliesst, was du schon gesehen hast inmitten deiner stapelungen aus papier, leim und plakatresten. nur was du selbst in deiner arbeit siehst und im moment des hinsehens mit überraschungen auffährt, führt dich weiter. was da ist, war schon irgendwie möglich. und genau darin, in diesen möglichkeiten liegt das meiste schon begraben, das du ewig und immer an anderen stellen zu finden hoffst. geh deine umwege, aber du wirst dennoch sehen: die sachen sind bereits gemacht, aber noch nicht formuliert. noch da und deshalb noch nicht mit bedeutungen von deiner seite aus behaftet und daher auch nicht wirklich für dich sichtbar.

stammkugler

wie schon wieder die skizzen darauf drängen, nicht gleich im atelier als solche behandelt zu werden, nein, sie würden zwar schon wollen, aber nicht jetzt, sie wollten schon mal sehen, wie sie „in echt“ wirken könnten, bald, aber als skizze seien sie ja schon auch, weil, also weil es eine ganze zahl an anderen sachen zu erledigen gäbe, also seien sie vielleicht doch schon zeichnungen, auf die es auch so ankommen könne ohne weiteres bearbeiten?! was an vorschlägen mit ins atelier gepackt wird, muss dort erstmal ehrenrunden drehen. der himmel dort ist voll von solchen – in luftschleifen gefangenen – gedanken, aber weiter unten wird schon eines nach dem anderen durchgearbeitet, befragt und stück für stück aus teilen älterer pläne zusammengebaut, die sich dann, wo kommt eure lahmarschigkeit eigentlich her?, erst ganz langsam erinnern, dass hinter ihnen eine menge los ist, ach so! mit jeder weiteren idee geht eine nächste sache in den landeanflug und schiebt die gedanken durch das tun und die gerade an bild x erledigte korrektur einfach weiter, komplett durch die gerade mal sortierten arbeitssschritte an einfach allem, die sich dann komplett neu auf frische überlegungen einzulassen haben bzw. von diesen in augenschein genommen werden. genau deshalb verstehe ich die sture planungsbearbeitung, dieses schritt für schritt überhaupt nicht, will es verstehen, nein, will es nicht wissen, oder doch? ich bin doch nicht so! will es aber mal doch sein und morgen aber auch wieder nicht, genau deshalb werde ich noch verrückt im kontrast zwischen geplantem nacheinander und der sich hier in jeder materialhandhabung immer neu und immer wieder anders entwickelnden formulierbarkeit aus farben, materialien, formen, sprache und dem ganzen haufen kindheit, in dem herumzuwühlen ihm auch noch spass macht! na denn.

zellstf rtsl

während der zunächst ganz netten suche nach buntpapierrollen, xxl, preisvorschlag gesendet und so, hängen mir auf mehreren links papierbahnen grellgelb von oben in die jetzt schon von dieser immer wieder auftauchenden installation zum hassen verdammten sucherei. die links melden immer nur: dass du das hier gepostete nicht sehen konntest, live und in farbe, ist uns egal, aber schieb dir gerne auch so deine meinung zurecht oder, mmh, vielleicht auch gleich sonstwo hin! what? wenn ihr meint! schon erledigt! bei allen, was ich von euch gesehen habe, bleibt das: wenn farbe in eine installation so installiert wird, sendet diese art von aufbau viel zu oft signale, die nichts mit ehrlichem bedürfnis, ehrlichen problemlösungen und hart an problemen abgekämpften, noch nicht gesicherten ideen zu tun haben. sie bleiben komplett taub in dem stehen, was sie sein wollen: ein wenig gross, ein wenig auffallend, ein wenig mal teil des grossen spiels, ein wenig mal ein hinkucker, alles in allem: ein wenig mal etwas von dem, was man sich so arg erträumt, das man aber im moment nur herbeimogeln kann, weil man die eigene arbeit noch nicht einmal ge- bzw. erfunden hat. bitter, bunt, sahnesteif: diese buntpapiere bedienen nur konventionen und eine paar mechanismen der wahrnehmbarkeit. „so kann ich das sehen, aha, also so kann man das machen, damit man das so sehen kann wie man es schon, also ich wusste das, dass man das so sehen kann, wenn es so aussieht! danke auch!“ installationen setzen viel zu oft darauf, dass man ihnen das vorgetäuscht superschlaue abnimmt! aber gelb ist nicht gleich schlau! egal, pause: we punkt, o punkt. also wo? lass es!

es gehört immer dazu, sich an konventionen zu bedienen, immer wird hier ein scheibchen abgeschnitten und da auch, und dort, ach ja! dort ja auch noch! aber wenn die arbeit nur ein stapel aus scheiben, nur ein kalter aufschnitt aus diesen konventionsscheibchen ist, dann wird das so nix. schade, wo doch die farbe, das papier und die teuer bezahlte meterware so viel versprochen haben. installation ist immer dann eine falle, wenn durch die – für den macher absolut neue, ganz frisch eroberte – handwerklichkeit etwas für ihn plötzlich ganz neu und unerwartet gedachtes angerissen wird, was in dieser handwerklichkeit (die den immernoch überraschten und inzwischen vor lauter überraschung erblindeten macher noch immer ganz gut freut) nur das fundament logischer verarbeitung bleiben kann, ganz unpersönlich, einfach nur so. gelbes papier hängt von oben runter, einfach nur so. nix übrig sonst und nix mit überraschung für diejenigen, die das zeug nicht für ein paar wochen zwischen ihren überraschungseiern baumeln lassen.

bleibt die frage, was einen dazu bringt, jemandem eine sache wirklich abzunehmen. wo spürt man das? oder wie? womit lässt sich das in so kurzer zeit, warum geht das überhaupt derart schnellß? sofort und unmittelbar spüren?

rutnok

ich weiss nicht, wie viele unterarme, fingernädel, verschränkte arme, überflüssigen baumwoll-plüsch und mit möbeln verstellte hintergründe ich mit unbedeutenden farben angeglichen oder getrennt, ausgeglichen oder mit buntfarben in feinpixelige nebelwolken versenkt habe. ordner, unterordner, übergeordneter ordner. monotonie der bildbearbeitung, stupide haut, gähnende schatten, körperteile, körper in teilen, teile aus körpern. auch du hast wieder zwei arme, schön, und deine beine, klar, die hab ich auch schon durchgezählt!

der ruck im kopf kommt mit einem oberarm, der unscharf seine helligkeit da links aussen, also da weiter oben rechts im bild knapp unter der schulter mit der des gebüsches ein paar meter weiter hinten, totaler schwachsinn diese aussage, teilt. kleine härchen, mageres gestrüpp. sonst gehts euch gut? hätte ich nicht gedacht, dass mit diesem hin- und hergeschiebe der maus irgendwann auch mal etwas entsteht, dass sich echt gebrauchen lässt als substanziell ins denken gedachtes hineindenken, als substantiell formuliertes und der eigenen arbeit formgebendes sprechen. was meinst du jetzt damit? keine ränder! so schnell geht das. ich meine ja nur! ich wollte mich ja nicht gleich aufdrängen, aber jetzt bin ich mir sicher: das mit den rändern hat sich jetzt erledigt! arm, arm am ende, rand von arm, rand von gebüsch, gebüsch, die konturen, ehrlich, kannst du vergessen.

alles findet statt in dem, was mit dem wort raum aufgeräumt wird. etwas steht nah, etwas bewegt sich weg. weg und noch weiter weg. die welt ist da und nichts von dem, was sichtbar ist, gerät aneinander. das ist malerei. die farben in der entfernung für die wahrheit der entfernungen halten, nicht simulieren, nur wissen, dass dieser arm da links, also da rechts nichts zu tun hat mit dem gebüsch da hinten. und doch. die photographie schiebt alles zusammen. ohne diese ränder kein bild, keine gewöhnung ans zweidimensionale. malerei aber ist sehen und dann in der fläche das im bruchteileinersekunde mit beginn des sich erinnerns tun, was einem das gesehene als versprechen der darstellbarkeit mit zur arbeit gegeben hat. das ist dann immer noch lange kein bild, aber ein eindeutiges versprechen, auf das man etwas geben kann.

mit diesem versprechen lässt sich dann so tun, als gäbe es für einen moment nur eine richtung der wahrnehmung, einen focus, einen scharfen moment, der mehrere dinge zusammenfügen kann. schulter, gebüsch, das licht, spaziergänger in der ferne. mit all diesem zeug macht man sich ans werk und merkt, wie schön es doch ist, dass alles in bewegung bleibt und der wind einem die eigenen hirngespinste durch den kopf bläst, während die papiere ins feld segeln und der naturbursche durch die farbtuben seiner pastosen ackerfurchen stolpert.

B-230 atemschutzmacke

wenn schon alles in der kältestarre bleibt, dann wenigstens das alte zeug abkratzen, die alten papiere wegräumen, manches neu rollen, verpacken, die sachen in bewegung halten, scheune ist scheune, tu also bitte nicht so, als wäre es gemütlich! mitten im zustechen mit dem ausgedienten küchenmesser, runter mit den plakatschichten, weg mit euch! mitten im reissen, wieder schneiden und weiter reissen steht da plötzlich diese klarheit am notausschalter der tagträumereien. gerade wollte das denken runter von der bilderplatte und rein ins wirklich praktische, da sagt noch ein restmoment aus schon so oft versuchten gedankensequenzen: nur so, nur mit diesem beseitigen des jetzt als falsch erachteten kann es überhaupt weiter gehen, kann überhaupt etwas entstehen, das zuversichtlich daherkommt und vielleicht wieder kein gutes ende nehmen wird, egal, völlig gleichgültig, das spielt jetzt keine rolle mehr – nie, absolut nie soll, darf und kann es zum stillstand des unbedingten könnens kommen, wenn du tust, was wirklich du zu tun glaubst. ende der durchsage! küchenmesser, dein ernst? so also fühlt sich gefühl an, wenn einem ein gedanke nicht eingehämmert werden muss, sondern sich mit absoluter überzeugung, mit absolutem überzeugt sein und überzeugen können direkt meldet mit dem herzklopfsignal: „volltreffer! das hätten wir!“ damit ist die böse kälte weg für einen moment und du, du april, echt, dir werd ich nichts mehr ankreiden.

3mm

sperrholzplatten sind da, papier ist da, hegner multicut steht, sonne ist im anmarsch. let`s go! und schon brummt weckerartig aus der vergangenheit, oder gibt es die so gar nicht?, das eigene märzherzklopfen kurz vor der sommerzeit und ich bestelle in der vorfrühlingshaften romantik der ersten knospen ein buch von christoph meckel: „hans baldung grien.“ hat gerade noch gefehlt neben fatma aydemir und markus gabriel. echt jetzt? ich sortiere mal scheren und airbrushmaterial, freue mich über or de calambac von chopard, fuchtle im bad mit juliette has a gun herum und wundere mich, wie der winter es wieder geschafft hat, jede idee der minimalisierung kurzzuschliessen. ich wollte doch nicht, ich wollte ehrlich nicht, also eigentlich wollte ich das so nicht – denkste! alles steht auf: fluten! lesen, staunen, kaufen, schwärmen, noch mehr wollen, gut finden und viel viel mehr noch viel mehr mögen wollen. und los.

schnidt

da bist du ja, märz! nachdem ich alle winterklappen und wasserhahnverpackungen entfernt hatte, kam die kälte wieder um die ecke. toll, du auch da? sogar die stativblitze frieren sich einen ab. nur gut, dass nicht jede arbeit sofort gefrostet werden werden kann, papierrollen umstapeln geht immer, motive bauen, festplatte strukturieren, aufräumen, aber bitte nicht zu viel! das gefährlichste in jeder praktischen arbeit ist das viel zu weite davonrennen aller in gedanken vor-gebauten bilder, die immer so tun, als hätten sie sich rückversichert an den bisherigen erfahrungen des praktischen, die sich aber nur austoben ohne rücksicht auf das, was jedes simple anstarren der hübschen welt da draussen vor der tür des eigenen hirnkästchens schon verstanden hat: anstarren geht nicht im kopf, sondern findet immer „da draussen“ statt, findet nur dort etwas, woran es sich abarbeiten muss und will. blitzgedankenbilder lassen sich nicht als tatsache befragen. gedanken geben keine nachträglichen meinungen ab zu dem, was sich direkt auf sie selbst beziehen könnte, weil das schon wieder gedanken wären, die schon wieder eine nachträgliche korrektur vertragen könnten. schon wieder schon wieder! genau deshalb muss das gedankliche bilder auslagern. genau deshalb ist die welt des kreativen das komplett chaotische logistikzentrum der ideen, träume und vorstellungen, die im alltäglichen normalitätsstau stehen vor der produktionshalle des machens, ausprobierens und endlich auch mal wirlich kapierens von: eins nach dem anderen! daher auch nicht zu viel auf- oder wegräumen jetzt! lass es einfach! das alles muss in der arbeit passieren, nicht als vorbereitung für das, was angeblich noch soll!

frage: was beruhigt dich?

antwort: heute nur william whiteley.

von droben

im bücherregal, ebene 7, ich schaue mal wieder nach den büchern der eremiten-presse, nach detlev meyer, christoph meckel, hallo ihr da (dr)oben! je dicker der schnee vor der tür, desto dicker das bedürfnis, in den schönen papieren zu blättern, ein wenig durch erinnerungen zu rodeln wie durchs weisse puder draussen und danach wehmut in den wellenbergen zu lesen, die die schöpfkelle in den glühweinkocher schaufelt. jetzt heul mal nicht! schon gut, habs gleich! merkwürdig, wie diese heul-daten aus: wann verlage ihr programm einstellten, wann autoren nicht mehr schreiben konnten, wann es einem plötzlich klar wurde, dass das passierte, wie das alles nie aufhört, keinen bezug zu haben zur eigenen lebenssituation im jetzt und damals. obwohl derartige gedanken wieder und wieder und heute mit so viel melancholie in den januar-montag schneien, bleibt es ein erinnern an ein erinnern an ein erinnern! als würde man von fernzügen lesen im dorfblatt eines kleinen ortes, in dem nie davon die rede war, dass dort auf gleis eins von zwei etwas halten könne, was einen aus der miniaturwelt in ein anderes zuhause befördert, am besten bei nacht, nur weit, nur ganz weit weg. es taut, na gut: zurückbleiben bitte!

schlich-t-en

draussen fährt der traktor mit seinem übergrossen schneeschild durch den ort. danke, 6 uhr, endlich bist du da! nur fährt der angeblich neue fahrer eine neue, nein, stop! was machst du da? eine alte strecke, schiebt den schnee an die falschen stellen, macht zufahrten dicht und lässt mich nach einigem vor und zurück als depp mit schneeschaufel stehen. also gut, ich klopfe die schuhe aus, schlucke ein paar schlucke kaffee und sehe nach, was das thermometer im atelier zeigt. 2 grad. auch schön. im winter werden manche räume zu ansammlungen von sammelstellen für alles, was nicht gefrieren soll. draussen rennt das eichhörnchen durch die wiese, hier in der scheune verstecke ich meine tuschevorräte und leimreserven. hier eine schublade, da ein schränkchen, noch eine kiste und wieder eine truhe. gut, dass ostern noch nicht abgeschafft ist. wenn es die sonne durch die wände schafft, endet der winterschlaf und das skizzenematerial aus der eiszeit muss sehen, wie es in die bilder kommt. der winter gaukelt wieder so einiges vor, er verspricht den zeichnungen, dass sie wie ein bauplan für ein bild funktionieren. dabei weiss ich doch, dass ich genau so nicht arbeite! es könnte aber sinn machen, sich hier und da aufzuplustern mit zeichnungen, die den frühlingspapieren und ostermaluntergründen direkt zeigen, was ihnen bevorsteht – denke ich. dachte ich. oder besser doch nicht? veni, vidi, was? blink blink blink. der traktor blink pilot blink ist wieder da.