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kunst ist immer verschwendung. zumindest in der praxis der leute, die alles raushauen, um kunst zu machen. alles, was behalten wird, was nicht als einsatz im werk zum tragen kommt, wird auch gleich von der qualität des gemachten abgezogen. jeder weiß das, viel zu oft sind bilder nur ein dickes minus dessen, was nicht ins system der farben und formen durfte. die frage ist nur: warum? um dagegenzuhalten gegen diesen sog des totalen, um ein wenig einfach für sich zu behalten, muss man rauchen, trinken, kuscheln, stofftiere sammeln, was weiß ich, oder vielleicht nur schlecht malen. auf alle fälle löst die unbedingtheit der anforderungen des bildnerischen immer eine gegenreaktion aus, die natürlich auch wieder schädlich ist. raubbau im raubbau. stipendien sind darin so etwas wie die offiziell verabreichte schminke, die creme gegend die totalverdunstung des selbst, bitte 2 x täglich . vieles wird für eine gewisse zeit ein wenig einfacher,  es wird nicht mehr so knapp, wenn der tabak sieben euro kostet, und der getränkemarkt ist auch nicht weit. vielleicht darf es auch mal etwas grünes zu nudeln und wein sein – zur abwechslung nicht wieder aus dem waschmaschinendeckel. und da sind ja noch die anderen leute, die einen auch ein wenig davon abhalten, sich selbst andauernd mit sich selbt in der balance zu halten zu versuchen mit sich selbst, hoppla! schlimm sind die abschlussausstellungen der stipendiaten. alles ist genauer, besser, direkter, aber überall mit der verschuldung gegenüber der zeitlichen begrenzung behaftet, in der das entstehen durfte. die creme-tube ist leer, die gesichter lachen wieder etwas faltiger mit dem blick richtung morgen, wo schon die finsternis lauert mit stromrechnung, nem platten, leerer gasflasche und vergammeltem toast.

fühlgewicht

warum haben wir in der küche diese fliegen? hallo, ihr lieben, wir haben winter! könnt ihr nicht im sommer wieder eure achterbahnschleifen zwischen esstisch und spülstein fliegen? alles, was fliege macht, ist weg. woher also kommen die? zudem scheint ihnen alles, was die möglichkeit gibt, auf äussere einflüsse jenseits des zeitlupentempos zu reagieren, abhanden gekommen zu sein. die zeitung kommt, sie kommt näher, langsam, gaans laangsaam, und dennoch, hey!, fliegen die schwarzen piloten nicht weg, sondern starten direkt die überfahrt ins nächste leben. ich hab das gefühl, sie sind auch gleich in ein paar minuten wieder da. man müsste die beinchen nummerieren, um festzustellen, welcher kollege hier wo sein comeback feiert. ist das nun sinngemäße blödheit im vernebelten kleinstädtchen? alltag der hochnebelnatur, tag ohne früh und spät.
irgendwer feiert den handel mit binären optionen, als ich mich vom webmailer-postfach abmelde. mann, nach so und so vielen jahren muss man sich eingestehen, aus geld nicht mehr geld machen zu können. manche können das, ich nicht.
die ausrede lautet: die welt ist zu abenteuerlich teuer und an allen ecken und enden macht das hier und da zahlen und ein wenig mehr bezahlen müssen und wieder ein bisserl arg viel mehr bezahlen müssen für all das tolle zeug auch noch spaß! tut weh, macht spaß, tu noch mehr weh, macht noch mehr spaß, man hält das fast nicht mehr aus, jetzt machts keinen spaß mehr: und doch noch unendlich viel freude! hauptsache: das gegenteil von „für umme“!
umme macht nämlich gar keinen spaß! in der gegenseitigkeit schon, wenn sich das in sich selbst auflöst, aber nicht im gefragt werden, ob, also, ob, vielleicht nächste woche, ob, mmh, im kommenden monat, was? montag? nein, monat! ob man…ne, echt nicht!
vor mir klebt das wort „themen“ am regal. und oben auf den klebefeldern der telefonanlage der merkwürdige „übernehmer“.
gut, ich übernehm dann mal.

dusche im og

schön, wenn man sich über küchen und das leben in diesem geräteirrsinn im grossen und allgemeinen schon direkt in einem – im kopf noch ganz als allgemeinplatz herumspukenden – küchenallgemeinraum unterhalten kann. wir phantasieren und sind eigentlich schon da, mitten drin! aber wo genau? in der misere, teil 1. meine küchenhirnrinde träumt gerade noodles, aber, oh, ich hab die preise nicht gesehen!
weniger schön wird die simulation, wenn es dann plötzlich zu kompliziert wird, weil die kochinsel nicht richtig geparkt ist, die dunstabzughaube nicht gefällt oder die bündigkeit der arbeitsareale nicht gegeben ist. wie bitte? wer hat das gerade gesagt? ich denke nur: das tollste leben findet doch eigentlich dann statt, wenn all diese einwände nie und nimmer auf den tisch kommen mussten. wenns einfach um situationen geht, die das beinhalten, was sie vor entscheidungen dieser irrsinnsart schützt!
das, was passiert, sollte alles, was passieren könnte in einer bestimmten umgebung, schon längst überflügelt haben in seinen möglichkeiten. so kitschig das klingt, aber gerne: überflügelt! in den katalogen passiert genau das gegenteil. leben raus, kommt nicht, niemand klingelt, kalte küche, alles kann, alles könnte, alles hätte gekonnt.
das problem ist aber, dass bei einer neu eingerichteten raumsituation manche entscheidung getroffen werden muss und damit auch gedanken ins spiel kommen, die natürlich jede kleinigkeit des angenehmen und unangenehmen berücksichtigen wollen. das denken plant und das leben will weiter, das leben will kochen und das denken macht sich gedanken, das leben hat hunger und das denken blättert ceranfeldseiten. es funktioniert leider nicht, mit dem wunsch zu kommen, etwas „einfach so“ haben zu wollen. „einfach“ ist schon schwierig. aber „einfach so“: geht leider nicht!
ich möchte mal wieder unter der dusche stehen, ohne gedanken an die fliessgeschwindigkeit in abhängigkeit vom durchmesser des edelstahlduschkopfes zu haben. „einfach nur“ duschen! vielleicht kann das hier ja funktionieren: „einfach nur“! ich hab nämlich keine dusche im moment! misere, teil 2.

bruks` land

unterwegs im hinterland. der raubvogel nicht weit von der strasse gleich dort rechts im kurzgemähten gras sitzt und glotzt mit einer deratigen ruhe aus seiner wiese, dass dem hektisch vorbeirudernden autopiloten die unruhe seiner grobmotorischen vormittagsaktion ins gesicht schlägt. wie dumm kann man sich eigentlich anstellen? bin ich bescheuert? gleich wird die musik leiser gedreht und mal kräftig durchgeatmet. fenster runter, rauf, wieder runter, einmal riechen, nochmal tief einatmen und irgendwie von vorne anfangen mit diesem tag. ich wollte doch nur fahren, heizen, lüften, fahren, termine einhalten und das vom vortag hereingeschaukelte am laufen halten! aber auch das wirkt in der soeben durchkreuzten gegend völlig daneben.
vor dem bücherregal später in der minibibliothek rufen die großrückenwälzer von bauhaus, degas, goya und picasso nach weniger und immer weniger! bildbände sind ja schön, hallo kinder, seht nur!, aber eben bände. und für band eins bis unendlich habe ich gerade, ehrlich, keine zeit! ich bin schon froh, wenn ich die richtige mülltonnenfarbe an die strasse stelle, um die nachbarn nicht zur verzweiflung zu bringen! der blödmann stellt wieder gelb raus, blau war angesagt, aber stimmt das jetzt? oder doch gelb? vielleicht hat der trödler mit den sommerreifen von der nummer 16 doch mal recht?
also heiz ich nach durchatmen, neustart und bücherregal den 30kw-holzvergaser, klettere noch ein wenig durch die lehmbaustelle und freue mich über ein paar schrauben, die aus dem schutt herausragen. torx gegen asics, wartet nur! unfallgeschichten vom bau nehm ich nicht mit ins bett! bei den nachbarn gurgelt der feinputz, die handwerker schleichen durch ihre regelmässigkeit der maximalerfahrung. bei mir zieht der wind durch die feuchten lehmräume und fragt an, wie er die ganze ladung wasser aus den wänden bekommen soll, das geht so nicht, schon, wenn ja, langsam, aber nicht so, anders schon, da musst du halt was tun, also mach was!
fahren, heizen, fahren, lüften, bautrockner, spaltaxt, gränsfors bruks.

Francoise Nussbaumer

Zitat Neue Zuger Zeitung:

„Zug – In der Altstadthalle zeigt sie Gemälde, die sie vor allem während ihrer Aufenthalte in Südfrankreich sowie in der Heimat – am Zugersee oder auf dem Lindenberg – gemalt hat.

Es sind Landschaftsbilder, die genauso von der Farbkombination wie vom grosszügigen Pinselstrich leben. Meist auf eine Weise von Ruhe, Idylle und Romantik durchdrungen, dass sie zum längeren Betrachten und zum Eintauchen in die Szenerie verleiten – der Eindruck variiert spannenderweise jeweils je nach Entfernung des Betrachters zum Bild. Auch grossformatige Werke mit filigraner Ornamentikmalerei sind ausgestellt. Diese sind hingegen nicht in der freien Natur, sondern im Atelier entstanden.

Die Ausstellung von Françoise Nussbaumer in der Altstadthalle ist bis und mit Sonntag, 11. September, täglich geöffnet von 12 bis 19 Uhr. (Redaktion)“

Schön, dass es bei Ankündigungen wirklich nur um Ankündigungen geht. Nicht schön, dass es nicht einmal dafür reicht.  Was Francoise dort wirklich zeigt, erfährt hier niemand. Und ehrlich: Ein Bild sieht, je nach Entfernung, etwas anders aus? Die Welt ist sonst immer die Gleiche? Egal, welchen Abstand man hält? Zug liegt am See und hat die schönsten Sonnenuntergänge der Schweiz. Sagt man, stimmt wohl. Es wird Zeit für einen kräftigen Sonnenaufgang im Kopf der Schaulustigen.

Martin Werth 1924 – 2016

um den tod, im tod und nach dem abschied des eigenen vaters machte der februar dicht. erst wenn sich dieses schneetreiben in die tage knapp über null endgültig verzogen hat und die bodenplatte von haus und atelier ohne nachtfrost gegossen werden kann: erst dann wird es wieder hell.

Robert Van de Laar 1940 – 2015

erst vor wenigen tagen erfuhr ich vom tod meines wichtigsten lehrers an der kunst-studienstätte ottersberg. seine art der phänomenologie, sein feinsinniger humor, der harte kritik mit sprachlicher eleganz in die kaffeepausen streute: auf immer meine auf grössten dank gebaute hochachtung!

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Robert Van de Laar 1940 – 2015

die teck

am steilhang vor der t-e-c-k, das geht nicht mehr mit prozent, das ist einfach nur noch: steil! die beine sind wie pudding, die oberschenkel brennen und oben auf der kuppe zwischen lenkdrachen und modellbausegler wackelt der körper durch ein paar bäume mit dem gefühl, dass genau eben dieses gefühl so nicht stimmen kann. wir haben den 6.12., also nikolaus, und auf den wenigen metern durch das niedrige, von schafen abgemähte gras auf dem weichen boden in der spätnachmittagssonne ist der winter so weit weg wie nie. man wünscht ihn sich fast schon herbei, damit alles mit rechten dingen zugeht, damit die verkleideten jungs heute nicht so brutal schwitzen müssen hinter ihren weissbärten und die kinder doch noch diese verbindung von einst erleben zwischen weisser landschaft und den im dezember sich nach und nach häufenden veränderungen von allem – egal ob durch glühweindampf, schmuck, lichterketten oder religiösen fanatismus. es gab eine jahreszeit der verwandlung und diese war immer verbunden mit einer sich zur gleichen zeit einstellenden verzauberung, die nichts mit einem selbst zu tun hatte. es geschah, es schneite, oft in der dunkelheit, und das hatte nichts mit dem zu tun, was eine folge von etwas hätte sein können. wir rannten nach draussen, ein paar warme sachen über dem schlafanzug, jubelten, fingen die schneeflocken mit dem mund und konnten weihnachten nicht mehr erwarten.
was jetzt passiert, ist die grösste entzauberung einer jahreszeit. es geht nicht darum, dass es noch nicht schneit, sondern dass die vermutung im raum steht, dass auch das wieder eine folge sein muss, eine konsequenz von was auch immer.  verzauberung kennt keine begründungen, aber exakt diese drängen sich im moment von allen seiten auf. also nicht wundern, wenn das bild des bärtigen mannes auf seinem schlitten schon bald bei niemandem mehr funktionieren wird, weil auch er nur eine begründung für etwas ist, und das wort kufe eine extra-lektion erfordern könnte im unterricht der begriffe von einst, angefangen mit der episode „einst gefrorene flüsse“.

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wenn man morgens auf dem weg zur arbeit durch die noch beschlagene autoscheibe auf die immer an der gleichen stelle auf einen wartenden werbetafeln an der ersten hauptstrasse, hallo mal wieder!, sieht, merkt man, wie sich irgendwer bemüht, schwer und immer schwerer bemüht, ein paar sachen an den mann zu bringen, plakatiert über ein paar tage hinweg, und jetzt, heute, in diese kalten morgen geklebt, so frisch wie schwerfällig, so plötzlich im wechsel der motive wie stetig als faden der erfundenen aufmerksamkeit durch die an den strassenrändern aufgereihten flächen des wunsches nach: eben dieser aufmerksamkeit.

egal ob werbung alles ist oder alles werbung. ob sprache immer etwas propagiert oder nur ein kleiner funken überzuspringen hat, wenn es um entscheidungen für oder gegen eine sache geht: das papier wartet, die botschaften rufen in den alltag, die kreisverkehre drehen sich ohne blinksignale im sinn der egoisten, die menschen warten, bis ihr kopf ihnen sagt, auf welchem stand das hirn gerade zwischen der signalverwertung des displays im auto und der hinter der angelaufenen scheibe flackernden, verwischten bildern, steckt.  die wirklichkeit ist noch nicht da, wo sie sein könnte, die signale schon. bilder sind nicht wirklich vorhanden, die phantasie ist nicht viel mehr als eine gut funktionierende standheizung. die musik läuft, das radio wiederholt, was nach dem x-ten mal den ersehnten
schaden anrichtet und genug hohlräume schaufelt, die später mit sonstwie gemeinten meinungen zu füllen sind.
hey werbeleute! passt schon! geht aber besser!
und genau das ist werbung fast unweigerlich: geht besser! o.k., aber wie?
und da waren die besserwisser auch schon weg…