Text bis 2011 – „der alte amp“

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weilchen

natürlich konnte gähner dann darauf herumhacken, dass er das schon vor weiss nicht wie vielen monaten behauptet hätte: “mit den farbtönen und den verdünnungen allein kommst du nicht weit. die bieten doch nicht umsonst dieses weiss auf augenhöhe an, also nimm es, probier es, du musst nicht meinen, dass dir die ganze sache damit versumpft!” heute klingelt also der weisse freitag vormittag an der tür und verkauft erste exemplare seiner selfmade-broschüre. das ding liest sich wie ein bob ross, kleckern, wischen, wissen wie. aber warum nicht auch all das blinde, undurchsichtige, verblödete mit in den eigenen pigmente-karton packen? helfers heftchen allein tut es nicht. man macht ja oft wochenlang nichts anderes als sich klarheit zu verschaffen, was von diesen müllbergen man zerkleinern und verbrennen kann bzw. was man – aus welchen gründen auch immer – mit sich herumtragen muss, bis wieder einmal ein vormittag vor der tür steht, der sagt: kauf es, mach jetzt und du wirst leichter!

n wnsch nch

eine woche am netz der grossen maschen, dafür aber mit umso geringerem empfang. telefon aus, netz weg, wieder da und dann, zum wochenende: weg und tschüss. unter dem arbeitstisch, vor der telefondose, endet der weichspülerinput, die bildwahrnehmungen der woche schalten auf reset und plötzlich liegt alles vor einem, ohne von noch und noch mehr input weitergefahren zu werden zur nächsten abladestelle aus wäre auch möglich und könnte eventuell so auch funktionieren. urteile machen sich dingfest, kritik landet ohne telefon direkt auf den papieren und am ende schaltet der kopf hinüber zur notleitstelle des providers, tatüü tataa, sie müssen dann schon, wenn ihre hardware kaputt, also dann können wir das nur über einen tarifwechsel, ach so! auch die bilder im atelier würden sich hier und da freuen: wenn sich die konditionen für 24 monate nicht ändern würden, wenn der begriff des überarbeitens den atelierschlüssel nicht mehr finden könnte, wenn nicht die unruhe immer neue lochungen in die phantasie des bildnerischen treiben würde und der am wochenende klarblaue herbst ein dauerblinken starten könnte für die nächsten paar monate: tolles licht und sonst nichts.

ral 007

der tag macht blau und kleine herbstblattteilchen treiben am flussuferrand langsam über ihre schatten, die hell umrandet über vermooste betontreppen holpern, auf denen der paddelverein seine vereinsboote in den vereinsfluss hievt. im atelier läuft die schallplatte auf endlosrille selbstkritik, während papierbahnen unters messer kommen und einzelne stücke mit leim und lochung auf collagekurs aufgebohrt werden. gähner hatte mich gestern auf dieses wort aufmerksam gemacht: aufbohren. “kennt man ja von den mopedträumen und so weiter, aber jetzt nimm das ruhig mit ins atelier! deine sachen könnten auch noch mehr lärm vertragen, der kompressor schluckt so oder so schon das meiste weg. also bohr die sachen irgendwie auf, damit sie gegen das geratter ankönnen!”

bei km 1

bei helmut dorner. die zeichnungen sind so zwischen dem nicht erlaubten umblättern der bücher und dem dann eben das jetzt aufgeblätterte genau ansehen ausgelegt, dass klar ist: egal, ob das jetzt zickzack, schrift, fläche oder klee wurde mit den vielen farben der von bergen an stiften abgetragenen ideen – die malerei bekommt die meldung auf die zwölf, dass strich und linie in der dimension buntstift demnächst nicht mehr zu einer abstrakten formensprache gehören werden. dass das nicht mehr als bildnerisches  segment aus zweck und mittel abgehandelt werden wird, sondern dass jeder strich sich aus der frage nach dem, was ihn definiert, zu bestimmen hat, dass er genau das aufrufen kann: nicht formen aus buntem wirrwar erzeugen, sondern das ihn erst als bildnerische idee erzeugende herzeigen, aufblättern, auslegen. 1065 mal. die buntstiftbücher rufen ihren inhalt auf, indem sie kleinstpfade des bildnerischen aus den groben richtungen der arbeit im atelier herauszupfen und dann einen strich unter die summe ziehen. hier wird die menge bestimmt, die grenze markiert, an der sich das zeichnen im begriff der skizze verlieren würde, um dann die sicherheit zu haben, dass jedes blättern in den büchern wieder eine wirklichkeit des bildnerischen aufrufen kann, die nichts zu tun hat mit einfach mal drauflos und buntstiftberge verreiben. die zeichnungen zeigen immer das, was sie zum bild machen könnte, weil sie nicht mehr als die minimalmenge des den begriff bild begeisternden sein müssen.

brush

je mehr man sich in der – zumindest in metern messbaren – räumlichkeit bewegt, die einem vor der bildfläche, an der man gerade arbeitet, zur verfügung steht, desto wackeliger werden die noch zu beginn der ganzen sauerei festgehaltenen kanten, geraden gedanken und mechanischen lesarten dessen, was man aus der immer gleichen entfernung zwischen denken, kopf, körper und bild auf die papierfläche schaffte bisher. die farbe franst aus und ist nicht mehr nur eine unverlässlichkeit, die flächen verlaufen sich in helligkeiten und sind nicht mehr nur schwächeanfälle des monochromen. alles, was sich im gedankenmonopol der vorbereitungen, aus dieser burg des unverzichtbaren zurechtgerückt hat, muss jetzt einen platz weiter, dann noch einen weiter und dann noch…., bis kein gedanke mehr weiss, wo er nun wieder einen platz finden kann, an dem es sich aushalten lässt für eine weile zwischen farbtönen und lässig angestrichelten inhaltlichkeiten. auch die veränderbarkeit des mit einfachsten mitteln zusammengebauten ist in der vorbereitung nicht denkbar. es gibt selbstverständlich das wissen darüber, wie man sich die sosse verderben und wie man das ganze unternehmen zum scheitern bringen kann, aber sicher reicht das nicht an die unüberschaubare menge an schritten, die mit kleinsten veränderungen eine unzahl von möglichkeiten aufreissen, die als folge, als vielleicht oder vielleicht sogar sicher oder ganz sicher in frage kommen, wenn es heisst: jetzt bitte steuern, sonst läuft die sosse auch noch auf grund!

fussy

dann kam gähner nach der endlos erscheinenden herbstferienwoche aus wörtern wie beileidlichtung  und blättersemmel noch mit dem stubenfliegendicken bauchnabelfussel. tatsächlich waren die ihm in einer ausstellung begegnet, auf nadeln, wie tote insekten präsentiert. damals war es nur einer, der seine nach ein paar tagen im bauchnabel angehäuften nestchen aus der mitte seines körpers pulte und auf die nadeln packte. jetzt aber kam gähner mit der frage, wie es sein könne, nicht nur in diesem fall, sondern ganz allgemein, dass man eine sache wirklich aufs allerschärfste verurteilt, pfui und so weiter, um sie dann schon nach ein paar wochen, vielleicht monaten, aber sicher nicht jahren immer weniger hart auf den boden zu treten. er meinte, dass es sicher nichts damit zu tun haben könne, dass man nachlassen würde mit der schärfe und hinterlistigkeit mancher argumente, sondern dass man sich hier schon an die eigene nase fassen müsse, urteil jetzt und urteil damals, dass sich das alles doch etwas arg verschieben würde und einige konstanten wirklich schiffbruch erleiden können im lauf  der jahre. gerede hin, gerede her. die angeblich nachlassende verschärfung könne auch damit zu tun haben, dass sich andere sachen ganz klar herauskristallisiert hätten und die verlorenen vernebelungen eben nicht zu einer zuspitzung, sondern einer klar sich auseinander dividierenden menge an argumenten führen würde, die sich nicht sofort auf einen endgültigen schluss einlassen müsse, trampeln, aus und fertig. zudem würde auch er den in den badewannenablauf hineingestrudelten bauchnabelfussel beobachten, wenn es ans saubermachen ginge.

heizung runter und los…

gedellt

letztendlich, so gähner, sei das alles wieder eine sache von abstand, körpergrösse und von einer ganzen menge an erfahrungen, die sich dann durch das bild graben würden. er brachte das beispiel mit der tanne, vorweihnachtszeit und so. der entfernte baum liesse sich noch ganz gut malen, die groben strukturen im einigermassen leicht zu machenden grün gut fangen. da man aber die tannennadeln unter dem pullover habe, sobald man der tanne hinterhermalen würde, kämen diese kleinststrukturen an, um ihr eigenes recht einzufordern. die der entfernung entlehnte struktur müsse dann mit den erfahrungen aus nächster nähe konkurrieren und das liesse sich natürlich nicht ganz zur seite schieben – man könnne ja schlecht ignorieren, dass es einen andauernd sticht. und so würde das das ganze hin und her aus bildaufbau und nach und nach aufgetragener farbe immer zwischen solcherlei erfahrungen hin- und hergeworfen werden. einerseits flüchte man sich in vereinfachte erntfernungsstrukturen, andererseits hafte die eigene erfahrung abstandlos am eigenen körper und, klar, auch vor einem am bild: auch das rufe ja eine unmenge an erfahrungswerten auf. man könne sich also auf einiges gefasst machen. deshalb auch, so ergänzte gähner, könne er die geplanten, als farbfelder durchnummerierten bilder nicht leiden, die man ausmalen liesse, sobald man jemanden gefunden habe, der die photographischen vorgaben dann als farbmaterial auf eine reichlich grosse fläche bringen könne. nichts sei langweiliger als das. ach ja, und es käme noch dazu, dass das scheinbar einfache, das entfernte von eben, in einer riesigen umgebung stünde, fast geschluckt von der farbe aus allen richtungen! und sich die frage nach dem richtigen ton also immer und immer wieder stellen würde, je nach menge, die als gegenfarbe auf der bildfläche landen würden. jedes stück tanne raube dem himmel ein stück bildfläche. und das würde sich auf andere art rächen. egal wie, aber rächen immer.

glitt

der atelierboden sollte nicht derart schmutzig werden – man weiss ja nie, was oder wer noch kommt. dachte der folienmensch und bestellte, damit nicht farbpfützen und die in ausgewaschene steinfliesenritzen sickernden flüssigfarbreste ganze quadratmeter zukleckern dicke folie für drüber und gut. malen, drecken, geht. nach ein paar wochen wurde das atelier oben klar, der schmutz konnte nach unten ausleiern ohne gedanken an gleich wieder besen oder sofort und gleich gewischt. also hier und da mal für klare verhältnisse sorgen und das müsste dann reichen. was die kleckerfarben aber weiter unten, unter den gedanken des in folie eingepackten malens verdeckten: steht die luft millimeterdünn über dem boden, drückt der feuchte keller mit seiner eigenen armee aus dunkel und schwarz nach oben. gestatten? schimmel! danke! also wird diese woche umgeräumt, böcke und tischplatten müssen weg, wird geschrubbt und trockengelegt,  papierpresse oder anderes zeug hin oder her. im verräumen der sachen schwimmen alte blätter wieder nach oben, ziehen den kopf aus den buntfarben und suchen nichts als weiss. am ende sind norax und nan king nicht mehr zu trennen und der dezember kann kommen. gestatten? was?

rücktor

ateliers gehören sicher zu den orten, an denen sich die an die freiheit der entscheidungen geheftete strukturierung des raumes mit viel humor oder ganz wenig zu lachen beobachten lässt. hier hängt die umgebung an dem, was getan wird. und selbst dieses `hängen´ suggeriert noch einen zu grossen abstand. der laden verändert sich mit dem, was er ausspuckt. es geht nicht um abnutzung oder nostalgiespuren abgewerkelter hobelbänke. es geht um das neben und über, hell oder abgedunkelt, schräg oder parallel, um eine an-ordnung von etwas, das einem das leben leicht oder die arbeit zum verkümmern schwierig macht. die adjektive, die das zeug aus so oder anders machen können verkleiden, stehen dauerschlange und der typ am pinsel klappert die baumärkte ab, um das ganze zeug so positionieren zu können, dass der begriff arbeit auch sinn macht und die adjektive nicht an den sich stapelnden vorhaben abperlen wie an gewachsten frontscheiben zwischen waschanlage dem spätsommerregen jetzt.

hirndruckkompatibel

ferien und versäumnisse. des netzes nachteil – so gähner – und das sei eigentlich eine sache, die er mit sich selbst ausmachen müsse, sei der ungemeine druck, den er schon nach eineinhalb wochen netzfreiem raum habe: eineinhalb wochen, nachdem seiner ferienumgebung der lanzahn gezogen wurde, stecker raus und nichts mehr zu beissen, komme er nicht mehr hinterher mit dem aufrollen der von ihm selbst in einer sonst doch überschaubaren menge zusammengebauten funktionalität des sich informierens, des umherrollens in der welt der irgendwo malenden, bilder machenden oder was auch immer ins realregal ihrer phantasiewelt stellenden. an den büchern hätte er länger zu beissen, das würde dann für eine weile reichen. und habe er in den bücherläden nicht augenblicklich das gefühl, alles ausser ein paar seiten aus kenn ich und habe ich durch versäumt zu haben, das ginge noch. wobei, neulich, und das wäre dann doch eine art rausschmiss gewesen, sei er mal wieder in einem der antiquariate gelandet, die ihm dann doch das unwissen derart schwer auf die füsse gestellt hätten, da hätte er die flucht ergreifen müssen – eigentlich und ganz dringlich in dem moment, als eine andere besucherin einen der philosophiestapel hinter ihm in den raum gekippt hätte, rein in die paläontologie, bis rüber zur vitrine der verschlossenen raritäten, das wäre dann zu viel gewesen für ihn.

manufakturdeutsch

fischschwarmstudien

bay

eine woche bayern. die welt aus ein wenig gleich, wieder gleich und dann ganz gleich. tannen, moose, ein see, tannen, ein see, der bach, moos, tannen, ein see. da tun die glasbläser nichts mehr daran. um der gleichförmigkeit des milden zu entkommen, geht es richtung arber, also ganz hoch. die parkplätze sind nicht ganz voll und er berg scheint noch nicht überlaufen. kurze schlangen und hoch. oben bockt der ausblick auf essen und kaufen, aber man muss noch ein paar meter steil weiter, um ans gipfelkreuz zu kommen. danach wird gekauft und gefressen – so die zielgeradenparole der bergstation. die funktioniert wie eine fliegenfalle für rentner. kommt hoch und dann ist schluss! ihr dachtet: alles lecker und einfach hier oben! von wegen! wer hier aus der bahn geklettert ist, möge sich gleich mal auf die bierbankterrassen setzen – weiter kommt ihr auf den steilschotterwegen richtung gipfel so oder so nicht. ohne tele kein gipfel – pech! wer doch nach oben stapft, kann sich über die mit holzstämmen eingesäumten wege freuen, an denen alle paar meter schilder angebracht sind, die einem vor augen halten, was es damit auf sich hat, dass man da ist, hier und als gast, gerade eben auf dem weg rund um den gipfel und mit keinen schlechten gedanken ich richtung berg. berg? der ausblick ist mager und die vielen wege für die bergspezialisten auf der südseite jenseits der der abgegrasten bahnseite melden nur: ihr gondelt, wir fahren! das ist kein berg, aber die schilder türmen sich zu bergen von du blöd und ich sage dir, was du sollst: wurde ein trampelpfad getreten, wird gesperrt und mit bildern aus damals und heute gezeigt, zu welcher üblen spezies man gehört. das schlechte gewissen soll einen schön auf den schotterpisten halten. nur nicht in die binsen treten! wege verlassen nicht erlaubt. und bloss nicht – also echt! man will nur zur bahn zurück und runter vom ehemaligen worldcuphügel, weg und nie mehr hierher. die seilbahn auf den hügel der verbote kann weiter die leute in die falle dieser mit einer bahn an den haaren in richtung himmel gezogenen nicht-besonderheit ziehen – mach ruhig! aber wir kommen nicht mehr! denn auch das wege-abtrampeln auf diese kuppe des bayerischen waldes ist nicht mehr als nichts. unten bleiben! unten, solange man das unten noch findet neben der borkenkäferödnis der fälschung aus nieder und bayern.

es el

während sechs störche über den wiesen neben dem baggersee kreisen, tauchen plötzlich zwei riesige ohren auf dem feldweg neben der baumreihe am badeufer auf: eselsohren, zwei und dann vier, zwei esel und zwei mädchen, die mit den bepackten tieren durch den sommer spazieren. fast am seegelände vorbei, verfolgt ein mann die beiden und ruft schon von weitem mit “hallo!” und “kennst du mich nicht?” nach der von ihm erhofften begrüssung. das eine mädchen weiss, wer da von hinten kommt, verzieht das gesicht in der gewissheit, nicht mehr ausweichen zu können, und wendet den esel, um dann auch gleich in der frage ihrer freundin zu landen, ob sie den mann denn wirklich nicht kennen oder doch oder also, ja, aber. aber das aber macht der mann, der jetzt schon zwischen den eselsohren steht, weg mit viel nett sein und noch mehr nett und sich sicher nicht darum kümmern, was die beiden jetzt gebrauchen könnten: nämlich sicher nicht i-h-n. nur kann er das nicht denken, weil er nur s-i-c-h sieht, mit der bekannten und hallo und schön, was ihr hier macht. das kurze gespräch aus irgendwie was sagen endet in vielen ja und ja ja und genau und ja und tschüss. sicher ist nur, dass der tag der beiden in die felder davonstiefelnden mädchen genau das: sicher nicht gerettet ist durch den badehosenmann und dessen schlaue bemerkungen wohin man laufen könnte und wo besser nicht – auf du und du. egal, wohin sie sich wenden, der mann steht schon da, weil er ausgerechnet jetzt auftauchen musste aus diesem nichts, das sich die beiden mädchen gewünscht hatten, nichts und sonst einfach auch nichts und sicher absolut niemanden. der rest ist eine wanderung heraus aus allem netten, aus nett und damals, früher und wieder nett, weiter und nur noch weiter weg.

droll

an den bildern von andy denzler, gestern hatte ich sie wieder auf dem schirm, dachte ich” – so gähner heute morgen: “das entspricht doch eher dem, was man selbst so in seiner verstörtheit sieht. und selbst in etwas konzentrierteren momenten ist die eigene wahrnehmung doch bruchstückhaft. also kommt einem die sache im ersten moment näher als das nach und nach aus konturen zusammengesetzte etwas eines angeblichen realismus. aber ehrlich: vor ein paar jahrzehnten sah das so aus: wir lernten im unterricht, dass cézanne in sachen wirklichkeit etwas zerstört oder neu geordnet hätte, aber niemand konnte uns sagen, was das ist, was es zu zerstören bzw. zu überwinden oder so ähnlich gab. im unterricht wusste niemand, um was es da gehen sollte. was sollte man schon zerstören können, wenn man selbst ein wenig mit farben herummacht? völlig egal, ob das ein paar jahre mehr dauern würde oder nicht! das einzige, worauf ich mich verlassen kann: mit den äusserungen des lehrers bekam man so eine art spreissel unter die haut gesetzt. immer, wenn es ans hinterfragen der wirklichkeit bzw. um die frage der wiedergabe des wirklichen ging bzw. geht, drückt das ganz ordentlich. der mann aus dem grab hängt immer noch an seinem stückchen holz und bohrt dann ein wenig herum, wenn ich sachen zu sehen bekomme, die es mit dem gelehrten von damals aufnehmen wollen. ich habe also den andy auf dem schirm und wieder hängt mir der lehrer unter der haut und zerrt an seinem stückchen holz. du musst mir nur ein paar gesichter verwischen und das mit anderen stellen in kontrast halten – und schon geht das los. bis ich dem erkläre, dass er sich jetzt keine sorgen machen muss in sachen cézanne, ist das ganze thema wieder weg, weil die sachen von andy in ihren formaten aus den überprüfungen laufen und der unter der haut aufgibt, weil niemand versteht, wie sich hier die malerei an tatsächlichen beobachtungen abreiben soll.”

schwaden

nach ein paar tagen zwischen 1500 und 2250 metern über null wird das grau wieder im atelier ausgerollt und die wolken werden in wasserfarbenbahnen aus den tälern geschaufelt – weg von den zerhagelten auf- und abstiegen, durchschwitzten wandergruppen und erkälteten kleinstgespannen zwischen hütte hier und hütte dort.

ein herzliches dankeschön an hans, veronika und stefan!

puffer

am see direkt in der niederlage malerei gegen natur: grashalme und baggerseerosen gewinnen in der übermacht aus blätterzahl und grünschichtlagen. das malen verkriecht sich in der überlagerung von pinselspuren, die auch ein wenig vielzahl wollen: darf ich auch mal? also, ich kann nicht striche, aber immerhin machen die pinselhaare auch dienst! das tolle: man kommt sich schon in der arbeit an 80 x 80 vor wie im ersten airbag, der einen vor der beobachtung eines etwas grösser gepinselten etwas schützen will. von wegen tausend grashalme, du kannst schon ein paar lettern nicht! steuert man dann in die meter, wird die komplette wahrnehmung in den puffer, das polster der wahrnehmung der angeblichen übersichtlichkeit befördert. anscheinend gibt es den schutzraum auch im kopf: schrift und bild wird grösser: alle bitte sofort in den keller! gut, dass man noch über die rettung mit suchbegriffen am rechner verfügt. hier falten sich die grossen schriftzüge in demo-bannern auf der strasse und billboard-wänden richtung himmel auf. nichts schöner, als die malerei aus ihrem leinwandkasten zu holen und zu melden: bin schon fertig für heute! den rest auf fläche drei kannst du dir morgen abholen, pech jetzt!

ein paar tage berge…

frei

istanbul um, bühnentod um, schule um, frei.

bevor das jetzt losgeht mit den ferien”, so gähner gesten, “das noch: ich dachte mir, wenn also die normale wahrnehmung so gestaltet ist, dass man auch sich selbst inmitten von etwas wahrnimmt, das man dann in teilen beobachtet, und man gleichzeitig auf diesen kleinen knäuel aus erinnerung, sympathie, antipathie und weiss nicht aus welchen gefühlsregungen blicken kann, dann kehrt sich das in der kunst doch um: die welt wird zum knäuel, die beobachtung bündelt das zunächst um einen herum befindliche, um dann das ganze seelending auseinanderzulegen und aufzurichten als, das lässt sich gut zerlegen: um-gebung. das bedeutet dann, dass man inmitten seiner verrücktheiten zu ergebnissen kommen soll, die auf augenhöhe sind mit dem, was man beobachtung an der welt nennt, wenn man wieder raus ist aus der kunst-mache. auch deshalb erscheint mir die diskussion, ob kunst politisch sein kann, etwas merkwürdig: die sogenannte politische kunst kann doch auch nichts anderes sein als ein an die leinwand der seele gelehntes beobachtungsding. sie kann nicht so tun, als wäre da nur bestandsaufnahme und eine ihr entsprechende reaktion. jede kunst wird im seelengehege zum sogenannten werk gefüttert. gleichgültig, ob sie als wecker funktioniert oder einem richtig auf den wecker geht. auch während der arbeit draussen bewegst du dich in einem dieser mobilen käfige, bis dich die ersten ergebnisse versetzen und du etwas frische wiese unter den beinen hast.”

bld = bld

einfach so dahergeredet hat man ja bilder vor sich an der wand oder im kopf, an der bretterwand im kopf oder wo auch immer, an denen man sich abwildern kann. das tolle ist, dass aber die malerei nicht behaupten kann:  der abstand zwischen dem, was in den begriff ´kopf` passt, und einem spezifischen bild in diesem kopf-etwas  könnte doch genau der zwischen hand und papierfläche sein, also los! einfach so dahergedacht müsste man meinen, dass das unterfangen, die angeblichen bilder auf dem papier oder wo auch immer unterzubringen, nicht das problem sein müsste. abstand gleich abstand, sehen, merken, machen und gut! da aber das denken auf messlatten pfeift, sind die herbeigeträumten bretter im verkopften durcheinander nur als rankingskalen zu haben, die absperrbänder in den schädel hängen und ergebnisse im atelier für abstände zu was oder wem auch immer halten.

3 tage istanbul.

oxe

das sogenannte abenteuer malerei – lach mal! – holt einen schon am frühen morgen ein. atelier auf, noch nicht acht, aber gleich anfangen, farben richten und kopf in die richtige schieflage bringen: gedanken kullern lassen, augen rollen, fenster auf und nachbars container riechen: ohne! die ersten vorstellungen rennen hinter den trockenrändern der wasserfarbe her, während der rest des denkens mehr und mehr meckert: nur weiter so! macht nur hinter den trockenen spalieren der besserwisserei her! – ihr werdet schon merken, wann sich das ganze zerreisst, wann sich die farben nicht mehr leiden können und sich die flecken adieu sagen, auf keinen fall bis später! man fängt am unteren bildrand an und gedanke steht mit seiner spielfeldfigur auf dem begriff fuss, weil unten und gleich ganz logisch. man braucht eine weile, um ihn aus den analogien richtung körper zu holen, kümmert sich um andere stellen der bildfläche und – wie auch immer man das angeht – gerät an immer neue passagen der verständigung, immer neue denkmuster, die das malen heute morgen so eigentlich nicht wollte, die sich aber nicht einfach umgehen lassen, die immer formuliert, verdeutlicht und dann erst abgeschafft werden wollen. wobei das abschaffen dann mehr und mehr der eigentlich irgendwie doch kalkulierten zeit in anspruch nimmt. gedanke sagt: ich bin noch da! meinen fuss behalte ich, solange es unten und oben gibt! gab es noch so etwas wie essen, trinken, lachen und sonne!? gestrichen, meldet der kommunikator zwischen farbchaos, trockenzeit und überlegungen zum ablauf des ateliertages. also weiter, noch ein paar verwackelte linien über das papier ziehen und die geraden auf morgen verlegen oder in den abend schieben, auf alle fälle weg, besser heute nicht mehr, also besser auch den abend auf morgen verlegen, ein paar pfützen ausleeren vielleicht noch, ein paar gedanken verschütten und den kopf leeren für den nächsten tag aus vermeidungen in geraden und grossbuchstaben.

welm

die frage ist natürlich, wie sich die malerei an das gewöhnen kann, was anderswo einfach in begeisterung explodiert: gezeigt bekommen, freuen, schreien, trinken, reden, aus. wie sich die malerei, die daneben in der ecke im halbdunkel steht – nur ein wenig markiert, um keine stolperfalle zu sein – wie sie sich bei tageslicht auch in begeisterung verwandeln kann, machen, gezeigt bekommen, freuen und aus –  und wie das später auch ein wenig glück unter die leute tragen kann, egal, ob etwas grau in grau oder bunt zerwürfelt aufgefächert wird.

klarerer erster

mann wolle doch immer das andere, so gähner, weil man das selbst erlebte augenblicklich nicht wirklich kapieren könne, im moment der geschehnisse nicht wisse, womit das passierende in dieses “das erlebe ich jetzt gerade im moment” umgemünzt werden könne. abgesehen davon sei sogar das bewusst erlebte nicht das, was sich gleich auch nach aussen hin zeige. das würde eingesteckt, bliebe schicksalsbeglückung und wer dem nachgehe, der würde schreiben oder erzählen. die bildende kunst hingegen suche doch nach nichts anderem als nach dem erlebnis, das zudem auch noch kommunizierbar sei, weil es doch um ergebnisse ginge, in denen sich das bewusst abgehandelte deckungsgleich selbst-bewusst zeigen könne. was den tod anginge, das wäre ihm kürzlich durch den kopf gegangen, so könne es sich da vielleicht um dieses zurücktreten in die erlebnisperspektive handeln – nur mit dem übel, das jede kommunizierbarkeit ausgeschlossen sei, alles noch ganz nah an einen heranreiche, aber gleichzeitig schon nach weit weg davontreiben würde – und davor hätte man zurecht etwas angst. allerdings wäre von vorteil, so denke man sich das ja wohl, dass alle mit dem tod zu tun bekämen. das bildnerische müsse sich, so gähner, oder allgemeiner gesprochen: das künstlerische müsse sich überall hin ausdehnen, als allgemeingut funktionieren – und schon hätte man den erhofften ausgleich zum stummen tod. die kunst ins einsiedlertum zu begraben und im spezialistentum des ausserordentlichen oder verrückten abzutun, das käme dem tod genau recht, weil auch da das verstehen, zeigen, sprechen, das weitertragen des erlebten nicht mehr in frage käme. und das wäre dann genau das: der tod im sterben. oder gedreht. auf alle fälle sei das so etwas wie ein begrabenes grab.

dank an ralf für die schönen textklangstücke!

ommer

das erstaunliche, so gähner am ende der ferien – und das sei ihm erst am ende dieser zwei chaotischen wochen in den sinn gekommen – sei der gedanke, den man eine zeit lang behalten und tatsächlich auch in dem, was man tut, weiter und weiter entwickeln könne. in der monochromen malerei habe es der eine oder die andere vielleicht noch einfach – sobald der arbeitsprozess auch die vereinfachung gefunden hat, die sich täglich auf den einen gedanken, den man nach und nach vertiefen, wie es so schön heisst, den man vertiefen möchte, wenn der arbeitsprozess also da ist, wo er nicht andauernd neue richtungen des arbeitens anstösst. was aber mögen die tun, denen das chaotische dann und wann auch zu einfachen ergebnissen verhilft? wie schwierig müsse es sein, den kopf dann doch so einigermassen in die gleiche richtung zu tragen jeden morgen?! typisch sei doch auch, und das falle ihm fast schon tag für tag heraus aus dem weltgewühl in die arme, einfach so, dass sich genau dieses durcheinander bzw. die schichtung der gedanken, die einen so im atelier überfallen, dass genau das sichtbar werde in den zahllosen ausstellungen jetzt und heute. so, als würden diese präsentationen schichten über den wasserkopf der kunst laminieren, einen ganken nach dem anderen, bis dann wieder jemand käme, der es sich zur aufgabe gemacht hat, zu graben und ein paar schichten abzureissen, um weiter vorne anzufangen und das dann als historische forschungsarbeit zu deklarieren. ihm gefalle grundsätzlich die idee, die arbeit bzw. die lust an der arbeit in den vordergrund zu stellen und damit das herumreiten auf dem repräsentativen umgehen zu können. man müsse doch nicht so tun, als wäre eine kleine änderung in der vorgehensweise gegenüber seinen bildern ein biographischer einschnitt! als würde das sonstwas bedeuten! die wünsche nach noch und noch mehr verzweigungen seien doch das allernormalste! aber auch da kämen ihm wieder die veganer der kunst und würden ihm was von gesetzmässigkeiten erzählen, die bäume, also die würden sich ja auch nicht wahllos verzweigen, das hätte schon seine ordnung – und schon sei er wieder an dem bösen punkt, wo er nicht widersprechen könne, wieder einmal.

monde

natürlich frage man sich dann nicht, vor einem mehr als 3m hohen bild stehend, was da aus welcher richtung, ob in der waagrechten oder senkrechten, ob in grossen räumen oder eingeklemmten raummassen, was da wie aufgeklebt, übergezogen, draufgeschubst oder ausgerissen wurde. wie also alles, was da wurde, wie es jetzt ist, wie das jetzt so aussieht, wie also dieser ist-zustand ganz einfach dieser ist-zustand wurde und das ist, was auch so bleiben kann bzw. so oder so wird. das alles sei doch gar keine frage! man stehe doch erstmal im völlig selbständigen so und nicht anders dieses grossen etwas und dort müsse die wahrnehmung von dem ausgehen, was sie findet. details und sogenannte verortungen könne man später suchen und dann die positionslichter der arbeit aufladen, das ganze vor sich neu in stellung bringen. aber zunächst einmal sei  die sache doch klar. zunächst einmal , so gähner gestern, hier im 2.stock am blutmond hinter der scheibe. das problem sei nur, dass man nie genau wissen könne, wo man die grenze ziehen könne um dieses wörtchen `wo´. ob es denn nur um den raum ginge, in dem man sehen könne, oder ob es schon eine rolle spielen müsse, wo sich dieser raum wiederum befindet, wie sich die tatsächlichkeit des beobachtens ausweiten liesse, ohne da auf die wildesten gedanken kommen zu müssen. es sei ja nicht zu leugnen, dass jeder ausstellungsraum auch ein ort an einem ganz bestimmten ort sei, der er selbst gar nicht ist. und damit ginge es dann los, damit könne er den leuten, die ihm dann immer mit dem “sozialen kontext” kämen, nie ganz den wind aus den segeln fischen und das sei wirklich anstrengend. zudem habe er es satt, als pseudonym durch die welt zu spazieren. er erwarte zumindest den ein oder anderen kollegen! und zwar bald.

no

man schwimmt im baggersee und schaukelt – mit nach hinten abgeknicktem kopf unter dem wackelingen blick richtung himmel, das blau nach ein paar flugzeugen zwischen den wenigen wolkenschleiern durchforstend – durch die eigene wahrnehmung, die sagt: styroporgleich oben! man treibt einfach oben und hängt zwischen den kleinen wellen und segelbooten, die die fkk-strände in flatternden wendemanövern passieren. der tag strahlt, das wasser kommt kalt aus den frühsommernächten und die kleinen wellenberge rollen den leuten am strand graublau unter windböhen an die zehen. gähner ruft vom atelier aus an und überfährt die idee eines gespräches mit redeschwall, macht sich über die ausflüge an den regelmässig gemieteten, so nennt er das: an den “mietsfreitagen” lustig: “ich weiss, das mit dem wasser und wie schön das ist, was das dann heisst für die leinwände und die bilder, das ganze zeug der kommenden wochen: die glitzernden wellenröllchen rollen weiter durch deinen kopf und die mache im atelier plakatiert das als formel der wellen, als  d-a-s  muster, das sich auf alle wellenberge und formationen in deinem kopf anwenden lässt. jeder gedanke zurück an den see wird zum manifest aus: ich kenne die farben, die bei schwachem wind und ein paar stunden nach mittag auf den breitengrad hier passen! klar, wie schnell sich dann aber die ersten ideen einstellen, die gleich ein paar unklarheiten mit anderen mitteln umgehen wollen: unschärfen malen, weil nicht so ganz klar ist, wo welche form enden und eine andere anfangen kann, farben verflüssigen und zufällen freien lauf lassen, weil es einfach so einfach ist zu behaupten, dass dieses wellenbergegemisch am see ja auch nichts anderes gewesen sein kann als der zufall in form einer wackeligen brühe…”

später treibt der tag styroporgleich auf dunklen sonnenflecken durch steppenartige wiesen, hinter bungalows steigen grillrauchzeichen von den terrassen und weiter oben zergeht ein stück jenseits als kondensstreifen.

und: s/t.

sobald man sich entschlossen hat, einen weg etwas länger zu verfolgen, den die nach und nach sich in der arbeit an verschiedenen bildern einstellenden einfälle, das von allem etwas und von etwas alles eingeschlagen haben, sobald sich das alles hinter dem gewählten material, dem womit und wozu und den sich daraus ableitenden hirngespinsten ein wenig gesetzt hat, was nichts anderes bedeuten kann als: “wird gemacht, gut, morgen auch! und steckst jetzt ganz oben auf dem notizzettelspiess”!  – sobald dich das alles durchs atelier schiebt, kann ein schreiben darüber nur dann sattfinden, wenn die sprache weiss, wo die metaphern aufhören, weil die farbe ernst macht und wo die surrealität nicht die der bilder ist, weil der text schon seine geschichten hat und die bilder den bach runter sind. malen, formulieren, hantieren, text.

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immer mehr sehen dich dann diese bilder von den wänden an, von denen dir nur in erinnerung bleibt: es hätte auch etwas anders sein können, ein wenig anders und das wäre sicherlich auch nicht das schlechteste gewesen.” so gähner heute mittag kurz vor drei stunden 3d mit fluch der karibik. “man traut  seinen vorstellungen nicht wirklich, klar, man will sich ja an das gesetz halten, dass über das tatsächliche zu urteilen ist und nicht über vage hirngespinste. da die erweiterungen im eigenen kopf, also das etwas umändern des gerade gesehenen aber noch ganz nah am tatsächlichen dran sind, genau deshalb gehen die vorstellungen aber durch die gewissensschranke, locker, ohne die wertsachen abgeben zu müssen.

malerei sei, so gähner, sicher ein teil einer bewusstwerdung der leute, die das machen, also in hinblick auf diese selbst nicht ein kreisen in den immer gleichen sachen, sondern ein permanentes machen und beobachten, fragen, wieder machen und stück für stück erfahren und wissen. die würden sich dann ganz anders fühlen nach ihren jahren im atelier, weil sie ja wohl meist an ganz ehrliche prozesse aus können, wollen oder eben das alles nicht beherrschen anknüpfen würden. und das fast jeden tag. würde man also das malen raus aus der preisschiene rein in die ganz normale bildung des alltäglichen arbeitens holen, gerade bei jungen leuten, in der schule oder egal wo: dann ergäbe sich für die, die das auch machen wollen, eine sehr sehr gute art der konkretisierung dessen, was einem so vorschwebt, was so vor einem herumschwebt und wie sich das landen lässt. und zwar ganz ohne eitelkeit.

später gähner am telefon –  der film habe ihn nicht müde gemacht! nicht mehr! am anfang, gut, aber dann, also das wäre alles ganz locker. und die szene nach dem abspann, na, viel spass, nur für den fall, dass du auch bald ein paar stunden auf see verbringen willst und den abspann durchhältst.

imm e

kunst ist immer dann gut, wenn die mittel, mit denen man herumhantiert, nicht nur so zum einsatz gebracht werden, dass die sache dann nach nichts als  “mittel” aussieht, sondern wenn das verwendete zeug einen minimalen schritt in eine richtung macht, die sagt: jetzt geht es noch ein wenig weiter – nicht, weil da noch ein paar schlauheiten drin versteckt sein sollen, sondern weil die aufführung einer materialverwendung doch etwas müde macht im hin- und wieder hinsehen. also lässt man herunterlaufende farbe nicht nur herunterlaufen, spitzt man angespitzte sachen in grosser vielfalt vielleicht nicht in voller zahl an, reisst man papier vielleicht nicht in der immer gleichen manie des typischen: reissen und dann ist es eben verrissen. natürlich ist jedes verlassen der einfachsten materialverschleuderung, die sich selbst auch noch am wohlsten fühlt in der logik der einfachsten vergeltungsschläge gegen alles “verhundstkopferte”  eine frage nach dem, was dieses verlassen auch rechtfertigen kann im dann doch etwas komplizierteren warum und weshalb eigentlich. jedes eingreifen, bremsen, lockern, zusammentreten usw. muss sich auf das beziehen, was sich dann als entdeckung oftmals viel zu schnell zusammenmauert zwischen den einzelnen klötzen des angeblichen unterbrechen-müssens. nur genau da ist das wirklich gute getue dann zuhause: man findet hin und wieder das richtige material bzw. die richtige vorgehensweise in genau diesem umherklotzen des unterbrechens, man kann mit dem umgehen, was das material nicht nur auf seinen eigenen grundsätzlichkeiten auswalzt. der sommerabend rollte über die arbeiten von pat steir und die wasserfälle werden mehr und mehr zum heruntertreiben und zusammentreten einer idee, die immer nur über diese bilder rennt, unaufhörlich, wieder und wieder, bis einer ruft: kaufen, umdrehen und denken!

regler

mit kindern am werk sein – materialien vorbereiten, auslegen, bearbeitungsschritte festlegen, werkstattumgebung einrichten, sicherheitsvorkehrungen überdenken, arbeit teilen, sprünge lernen, längen einräumen, freiheit einrichten, übersicht schaffen. sobald man wieder nach draussen kann, die sonne scheint und lieferwägen voller geäst anrollen – weg die werkbänke und spannvorrichtungen – strahlt der vormittag gleich mit versprechungen wie: die arbeit mit sogenannten naturmaterialien ist, du weisst schon, einfach und doch gross, übersichtlich und doch reich, ein einziges durcheinander und dennoch einzigartige ordnung! werkzeuge werden hier beim bau von wänden, hütten, türmen usw.  aus weiden- und haselruten kaum gebraucht. mal die astschere, vielleicht mal die grosse gartenschere für ein paar zu dick geratene äste und gut. dafür ergibt sich aus dem durcheinander der ruten eine gleichmässige, zwischen stabilität und materiallängen eingependelte arbeit an formen, die keinen widerspruch aus grosser idee und kleiner machbarkeit auf den plan rufen. die sachen sind so und so gross, weil die ruten so und so lang sind, so und so hoch, weil man sonst so oder so nicht mehr daran arbeiten könnte, so und so stark, weil sich das ganze bis dorthin und nicht weiter biegen und verformen lässt. die grenzen sind klar abgesteckt und das material extrem nah an dem, was man sonst mit grenzsetzungen erreichen und umzäunen muss: warum etwas so und nicht anders,  mit nur diesen und jenen vorgaben zu einem ergebnis führen kann, ohne dass sich jemand verletzt, ohne werkzeuge zu zerstören oder ergebnisse komplett aus dem auge zu verlieren, warum warum und weshalb weshalb. die arbeit draussen zwischen regen und wind, sonne und ein paar böen, die an den astgeflechten zerren, verknotet eine in sich selbst geregelte konzentration, die man selten erlebt. regeln entstehen als selbstverständlichkeit, niemand muss entriegeln oder einzäunen. der wind putzt die köpfe und die eltern holen ihre kinder zurück in den abend, wenn alle zugeben müssen, dass nichts mehr geht, weil man nichts mehr  sieht. da alle aus der gleichen arbeit aufwachen in richtung dunkelheit, sind alle wach und müde zugleich, schmutzig und noch lange nicht im bett. “aber mama, wir bleiben noch bei dem schwedenfeuer, du hast versprochen…..!”

peter

gestern bei peter licht im schauspielhaus karlsruhe. viele plätze leer, aber trotzdem volles programm. “koma”,” ende der beschwerde”…bis “sonnendeck” und “zonen” im zugabenteil. das auf dem ablaufzettel angegebene “offene ende” ist genau das, was in den liedern von peter licht – durch das all und wieder zurück in die auflösung von ich und selbst, durch die verklumpung und aufblähung der eigenen innereien wieder zurück in die miniatur und auflösung unter der sonne, von richtung ich und wir zur richtung ihr vielen da draussen – dieses offene ende ist in den liedern nicht der hänger am ende, sondern der spass zwischen den zeilen, der es dann auch möglich macht, das ganze programm zu spielen vor herumsitzenden leuten neben leeren, hochgeklappten polstern. dank an peter licht für den wundervollen abend!

alva

noëin der frankfurter rundschau vom 7./8. mai:  “kunst bereitet ein laboratorium, in dem man die natur von erfahrungen untersuchen kann. wenn es stimmt, dass kunst  die menschliche erfahrung untersuchen kann, dann kann man kunst als eine forschungstechnik betrachten.”

it tags

sich bzw. den gesamten vormittag an begriffen wie “pastos” aufhängen, leim verschwenden, farbverläufe verschleppen und sich dann wundern, wenn der nachmittag mit der frage nach konturen nachlegt. malerei ist auch: die geduldigkeit dessen, womit man sich zu beschäftigen hat. eins nach dem anderen, ganz langsam und ohne gelegenheit, hier und da rechts zu überholen. ein paar wochen sind weg und dann hat man vielleicht mal gespürt, was das wörtchen “dick” mit der farbe meint. ein paar monate mehr sind vorbei und dann steht das gegenteil davon auf der matte und man bekommt ein gefühl dafür… man könnte meinen, schon die gemeinen rhythmen aus tag und nacht, stunden einteilen und temperaturen in regelmässigkeiten messen meinen es gut mit einem. wie schnell wäre man durch und grau in ein paar wenigen experimenten, wenn es die vielen mechanismen der teilung nicht gäbe und wann machst du eigentlich pause?

gähner dazu: malerei geht schnell und dauert lang, schreiben über malerei geht weniger schnell und dauert nicht so lang, reden über malerei dauert nicht lang und geht schnell, reden über das schreiben oder dreh` es um kann dauern und geht eine ganze weile. also treffen sich alle beim mittag und sehen dann weiter.

zeic

nach dem herumblättern zwischen den abbildungen zu ed rusha kommt der booooooom – eintrag über david jien genau richtig. der neue tab sagt: schrift ist doch eigentlich der freund der bilder – egal, ob ins dreidimensionale gezogen oder als zeichnerisches konstrukt in papierflächen auseinandergetragen. jede aus der eigenen handschrift herausgeputzte kritzelei öffnet einen korridor zwischen bedeutung  tanken, wissen verräumen, alles sprechen verlernen, das lesen ausbessern oder das übersetzen zwischen den sprachen verbrauchen, ohne zu einer deutung des gerade noch aussprechbaren zu gelangen.

frdnnd

eine woche mit freunden, mit freunden an kuchen, am baggersee, im reden, auf dem campingplatz, im schlaf, unter tropfenden weiden… man sieht das atelier nicht mehr und freut sich darüber, wie schön es sein kann, den werkbänken herüberzuwinken aus seinen lausigen gedanken und duchgebackenen osterferien. es gibt immer einen einwand aus einer anderen welt. und freunde bedeuten: aus einer welt nicht weit von einem weg, die mindestens so ist wie die eigene. genau dieses mindestens hält man aber normalerweise draussen. draussen vor dem atelier, bitte hier anbinden und nicht mehr bewegen!  und so ist es umso schöner, wie das die ganzen ferien durch funktionieren kann: wie das mit humor auf dem begriff der selbstverständlichkeit herumstehen schön und immer schöner bleiben kann, ohne abzurutschen in: jetzt sollten sie aber bitte abreisen und zwar ganz bald!

gleichstrm

wenn der helle tag den fast noch vollen mond bei klarsicht zwischen sieben und acht nach unten zwischen die häuserschluchten drückt, dann muss im atelier die gegenreaktion her zwischen licht aus und licht an, hell beschienenen gegenständen und in die ecke gedrückten meldungen wie: es muss doch etwas geben, das sich in einer einigermassen natürlich hellen umgebung behauptet, also als körper herumstehen kann (ohne aber besonders auffällig daherzukommen) und es gleichzeitig wichtig hat mit: ich selbst bin doch schon ein leuchtendes etwas, ich selbst leuchte doch schon ein wenig die umgebung aus – also achte man bitte auf das hin und her zwischen allem drumherum, dem licht und den an mir glitzernden resten der nacht, aus der sich der mittwoch gerade herausarbeitet mit ein paar grad über null?!

denkste!

dann bei kerstin brätsch und den ihre arbeit komplett ins chaos stapelnden internetseiten. liegt es an der art, wie die sachen dünn und bunt, nicht klobig und brockig in die räume und damit in die köpfe der photographierenden hängen oder funktioniert die repräsentation bei manchen leuten einfach nicht, wenns einfach mal um mehrere tabs geht, die man nebeneinanderstellt, um im wechseln der einträge von sonstwoher ein paar übersichtlichkeiten herauszusieben, einfach, klar und einigermassen gut aufgelöst?

weiter zu paul graham:

aako2

fenster auf, sonne rein! denken die nachbarn auch und klappen das gesamte glasarsenal des gemeindezentrums in den vormittag. dahinter lauert die nächste akkordeonattacke. diesmal als schifferklaviergeschaukel.

aako

während typen mit flatternden, weissen t-shirts auf wackeligen inlinern den hier weit und breit einzigen hügel herunterschiessen, unten am berg, weg zuende, in die wiese laufen und nach ein paar schritten ins grün purzeln, dreht der rettungshubschrauben ein paar meter weiter oben seine nase richtung landeplatz klinikum und meine gerade sortierten zeitschriftenseiten flattern im frühabendwind zwischen sony-kopfhörern und plattenbesprechungen. ich dachte noch: die informationsschnelligkeit ist doch derart krass, dass es vielleicht mal sinn macht, eine zeitung mit ins grüne zu nehmen und seite für seite durchzugehen. undenkbar sonst: eins, blättern, noch eins, blättern, drei, eins weiter, und, und: vier. aber heute, ganz knapp neben den vorbeiflatternden inline-piloten, ist genau das das richtige. nur der wind macht eile, schiesst frisbee-scheiben in die bäume und faltet das federballspiel der leute unten auf dem feld so schnell zusammen wie es ausgepackt und mit ein paar brüllern und schlägen begonnen wurde. auf dem weg nach hause schlendern durch zwei – einige kilometer voneinander entfernte – strassen akkordeonspieler, die handzeichen geben zu den leuten, die oben ihre fenster aufmachen richtung unerwartete klangkulisse aus fussgängerzone und beschallungsminuten. die leute unten sehen noch erwartungsfroh aus, während oben einige schon herumfuchteln, als könnten sie der zwangsbeschallung ein ende machen, jetzt bloss nicht anziehen müssen, das muss doch auch so gehen, also in der unterhose, sieht ja niemand von da unten, der da unten muss doch auch so gehen, weg!, also winken und vielleicht doch etwas, etwas schreien vielleicht doch. der tag macht heute fertig mit einer kleinen lesung in bad rotenfels. sonne, text und ein prost auf das kleintypische ausstellungs – w.i.r irgendwo kurz vor schwarzwald.

 

joch

in texte zur kunst, “wo stehst du kollege”, den darin versammelten textbeiträgen zum jubiläumsthema. nach ein paar stunden unterm sonnenschirm vergeht einem der sinn für das, worüber dort eigentlich geredet bzw. geschrieben werden sollte, geredet wurde und was warum aufgezeichnet ist, dort – ganz weit weg, nicht hier und da, nicht im blättern knapp vor dem eigenen denken. bei allem hin und her über biopolitik, “new spirit of criticism” u.ä. fehlt immer eins: die künstlerin, der künstler und der anfang, ganz gross geschrieben, das erste mal, der erste moment, der einen dazu bewegt, überhaupt mal etwas machen zu wollen, was sich mit dem begriff kunst in verbindung bringen lässt. ich bin mir sicher, dass es hier nicht um politische überlegungen gehen kann, never!, dass das wollen in richtung kunst ein ganz anderes ist, dass sich die kunst nicht aus der reflexion ableitet, sondern vom menschen selbst kommt, der meint: die welt ist so, dass dasjenige, was er sieht, er auch machen können und überwinden können will, ganz praktisch und jetzt, also mama, wo hat papa das werkzeug und miete die nachbarsgarage an, aber schnell!! der weg rein in die kunst ist immer eine – nicht von der person trennbare – herstellung ganz bestimmter formen eines in wahrnehmbare gewickelten wollens, das sich mehr und mehr mit dem wissen darum, w-a-s man da macht, verbindet, um sich dann ein wenig an das w-a-r-u-m heranzuwagen, etwas nur. die tätigkeit ist immer weiter als die frage danach und wird immer schneller, um die langsamkeit des abfragbaren einzuholen. das geheimnis hinter der diskutiererei ist doch genau diese groteske situation: dass man beschleunigen muss, um die langsamkeit einer einem nicht bekannten entwicklung einzuholen, die sich vollzieht, ohne jemals mit ihr auf augenhöhe gewesen zu sein, ohne zu wissen, was das ist, was man vielleicht und wenn überhaupt in wenigen momenten des glücks (eine wirklich gute sache abgeliefert zu haben) zu gesicht bekommt. wie bitte will man dann mit überlegungen wie “aktantensystemen” darauf reagieren können? wer hat diese art des redens bzw. schreibens kultiviert? fragt doch die leute, die gerade anfangen zu sehen, was auf sie zurollt, wo sie ausweichen konnten, wo sie nicht ausweichen wollen und wo sie sich gerne in die lawine des gänzlich unbekannten stellen, um dann von den suchhunden der eigenen tätigkeit herausgegraben zu werden aus einem dämmerzustand, der sich trotz der maloche viel zu selten zu klarsichtfolien verzieht.

u-ferse

gähner gestern: “ich hatte das genau vor augen: ich wollte unterschiedliche zaunsegmente haben, alles das ganz stabile zeug, es sollte nicht unbedingt nur das alte schmiedeeisen sein, nein, ich wollte ganz einfach eine menge von diesen zaunsegmenten haben. ich hatte mir schon einen platz ausgesucht, das schweissgerät besorgt, seile, schraubzwingen, das ganze zeug eben. ich wollte diese sachen auf die wiese legen, vielleicht schon nach farben sortiert, es sollte keine bestimmte reihenfolge geben, ich wollte das nicht thematisch gliedern, das metall nicht nach jahrgängen auslegen. es sollte alles ganz locker ablaufen trotz des z.t. doch hohen gewichtes. und wenn die sachen dann so auf der wiese verteilt wären, dann hatte ich mir gedacht: sollen die gitter einen platz von ca. 10m² umzäunen, nach und nach aufgerichtet werden, nach oben stück für stück zu einem immer höher werdenden zaun aufeinandergesetzt, stück für stück miteinander verbunden werden, so dass sich eine bunte fläche ergeben müsste, die sich dann auch mit der etwas weiter dahinter stehenden optisch verbindet und damit das ganze gewurtschtel aus ornamental verdrehten gittern noch mehr steigert. ich weiss bis jetzt nicht, ob sich dann die möglichkeit bieten würde, einen teil der sache vielleicht doch einheitlich zu lackieren, um die metallstäbe etwas deutlicher zu haben, also die farbigen linien nicht zu sehr in den vordergrund zu drehen. ich weiss es nicht und kann noch nichts genaues sagen. also, wie gesagt, das sollte so aussehen, wie ich das gerade beschrieben habe. und im inneren, im inneren des zaunes oder turmes oder wie du das dann nennen möchtest, im inneren sollte nicht wachsen, was dann aussehen würde wie umzäunt – du weisst , was ich meine. das könnten schon ganz hohe pflanzen sein, das könnte auch ein knalliges blütenmeer werden, aber bitte nicht wie eine dann in die metapher des beschützten restes von mutter natur gekurbelte erzählung. was denkst du ?…”  nachdem er den topf seiner letzten wochen über mir leergetextet hatte – schöner abend! dank dir! – kam dann nurmehr, als leise reaktion: alteisenabend, schwenkarm, sichelgurt…..bis ich das aufnahmegerät im standby verschwinden liess und ging.

vokalvertrag

an vokabeln. die kinder stürzen in die 5. klasse, fahren durch strassenbahngeschichten in den unterricht und fallen zwischen plusquamperfekt und 3. person singular futur zwei. hallo! ich wollte eigentlich ein paar jahrgangsstufen höher, habe mich wohl in der tür geirrt! nein, nein! kommen sie nur, wir deklinieren gerade, also kommen sie herein, sie sind hier schon richtig! na gut, also, na gut, ich bleibe dann mal. ist ja noch zeit, falls das doch nicht, falls das nicht stimmt, wenn ich falsch oder so, danke! nach ein paar minuten schon meldet der regiewecker: was und warum wird eigentlich derart jahrgangsstufenfremd stoff gepumpt? während in der schule wenige nach oben durchs sieb gedrückt werden mit gutem notenschnitt und der vorgespielten aussicht auf mehr, brüllt es aus jeder korrekturidee: auf mehr was? auf mehr was und eigentlich warum? die kinder kommen heim, essen, machen comicpause und werden dann sofort zur fortsetzung des unterrichts gerufen: bitte in zimmer null-b, dort wird gerade mit den vokabeleinträgen begonnen! die sonne draussen fragt noch ein paar mal nach, bleibt aber kinderlos auf den angewärmten grünflächen liegen. die einzigen menschen draussen sind die in den katastrophenbildern der zeitungen in die kälte gezwungenen opfer aus nichts mehr haben und nicht wissen wohin. hier bleibt man wohlbehütet blass und verlässt sich auf die ferienpauschale aus ein paar wochen ohne.

versen

in der sonne geht einem die während der wintermonate im kopf zugeeiste kleinstbildvertrottelung endlich verloren, nach und nach, ganz langsam, die gedanken werden ordentlich abgetaut und sonne rollt gleich die buntfarben in metern aus, winkt alles material nach draussen und benutzt das leuchtende papier als blendspiegel zurück ins blau. schon gut! schon gut jetzt! bevor man sich an die paar grad mehr draussen vor der ateliertür gewöhnt hat, winkt schon der nachbar und die erste kinderschar schlägt im nachbarsgarten auf. kuck mal, da ist der mann wieder, der mit den bunten händen! ja, hallo! ja, also, genau, schön dass ihr, also ich geh dann mal wieder rein! drinnen werden die vereinfachungen angekurbelt, die immer dann möglich werden, wenn die welt draussen sagt: fenster auf, luft rein, dreck weg! und jetzt mal schnell, wir haben schon märz!

moddi

im gegenwind zum messegelände. um 14.00 uhr ist noch alles ruhig. die leute schlendern durch die preview der art karlsruhe als wären sie beim einkaufsbummel kurz nach feierabend. die verkäuferinnen schieben die glasfassaden zu und die bilder bleiben in den frisch polierten vitrinen. um 15.30 uhr wird es voll. die sachen sind unsichtbar und damit weg, die leute davor, alles wird collage. im durcheinander des unmöglichen setzt das kurzzeitgedächtnis auf thomas deyle und wolfram ullrich. stunden später, zuhause dann, im netz und enttäuscht, weil ohne aufhänger für wirkliche begeisterung vor einem bild, einer plastik oder egal was meldet der rechner: genau die typen aus dem kurzzeitgedächtnis fallen durch die darstellung im netz wie andere durch das streugitter der malerei in den messehallen. gerade bei diesen typen willst du die uhr um zehn jahre zurückstellen und die falten aus den entscheidungsprozessen operieren, die zu den sachen geführt haben, endlich, heute, bis jetzt.

eric

die sonne zieht über die hochhausbreitseite gegenüber, bildschirme stehen im fensterkreuzschatten und die stadt leert sich richtung mitte, wo sich unheils fasching durch die strassen schiebt. nach ein paar bildern rolle ich durch die seite von eric ruby. und das schöne, das einen dann auch nach einer weile immer noch an dieser seite festhaltende ist nicht das thematisch gebundene bilder-machen von immer wasser, immer luft, vielleicht doch noch ein wenig wasser mit luft gemischt oder doch nicht und einfach immer portrait – das schöne an dieser seite ist das sich durch die bilder schleichende, formal unheimliche dieses genauen auges, das komponiert und genau da halt macht, wo sich das abgelichtete als erzählung über die formalität des schon eindringlichen legen würde. die sachen sind unspektakulär, hier aber – wie sonst selten in aneinandergereihten bildbeispielen zu sehen – ein sich nach und nach auch am bildschirm verstärkendes unbehagen, das nie ganz aus den bildern heraustritt, weil die formulierung dezent bleibt, nicht brüllt und das eben angeeignete nicht überrollt.

f.d.l

mitteilung stockt. auf dem rhein streifen die schrottschiffe das glitzern der nachmittagssonne, nicht weit entfernt vom stapfen durch die jetzt gerade trockenen überschwemmungsgebiete poltert die kraftwerksbaustelle, der tag macht länger als sein licht. beim blättern einiger blogs springen gedanken zu photographischen arbeiten aus dem bildschirm und rufen gleich: zentralgedanke! ich bin`s – der wichtigste, die wichtigste, das wichtigste, ich bin genau das, worauf es hier ankommt! genau der, die oder das trifft den oft im netz vielleicht auch zu einfachen wechsel von einer sache zur nächsten. alles ist der screen zu hause, alles erscheint in der gleichförmigkeit aus ein paar zentimetern über dem schreibtisch. und obwohl dieser sofort herausspringende, angebliche zentralgedanke irgendwie und irgendwo richtig sein mag, obwohl nichts leichter ist  als mit oder bei ihm, über oder gegen ihn mit lob oder kritik anzusetzen, bleibt die skepsis, bleibt die frage nach der wirklich sich hier präsentierenden arbeit. hin oder her. es ist nicht wegzureden, dass das oftmals wirklich begeisternde hier am schirm dann vor ort, in der ausstellung, in der tatsächlichkeit der von der oder dem ausstellenden gewählten darbietungsform nicht mehr wirkt, nichts vermittelt, nichts tut, einfach nur herumhängt und wartet, bis wieder abgehängt werden kann, um sich dann im nächsten phototermin über die bildschirme zu retten als dieser eine gedankensprung raus auf die tastatur und die meldung richtung sonne und draussen.

schnittwogge

geld rein und los. die neue woche, dieser spielmannskasten aus zeitrechnung und ausgeleertem innenleben schüttelt die komplett wirr auf einen eintanzenden inhalte durcheinander: händelwochentheater, job hier und vielleicht auch da, latein wie gestern und plötzlich wieder im heute, aua, da bist du ja schon wieder! eröffnungskonzert, ariodante, partenope und alles drumherum sind fast im nadelöhr der verzettelten dienstplanschieber verschwunden. das ganze ist schon fast vorbei, es bleibt das festkonzert morgen und gut. dann beine hoch und alles wird besser.

kellie

gähner am telefon: “ich habe diese sachen von herrn kelly gesehen – auf alle fälle dachte ich immer, da wäre in der minimalisierung wirklich etwas möglich, da würde ich dann schon in der lage sein, mit ein paar farben, mit monochromen flächen und wenigen kontrasten über die runden zu kommen! aber genau das gegenteil war und ist jetzt der fall, jetzt, wo die grenze aus diesem nur, aber wirklich n.u.r überschritten ist in diesen sogenannten joined panels. das ganze wirkt wie eine sich auf die sprache stürzende ausbreitung von ein wenig: wenig. ganz wenig und immer weniger. doppelt so wenig und noch mehr davon. das wenige funktioniert als megaphon von formulierungen und wird zum einzig möglichen weiter und weiter denken und sehen. laut und wenig, krach und weniger. nicht und gar nicht. dabei wollte ich immer bei den sachen bleiben, ich wollte nichts davon mitbekommen, was an den sachen zu etwas anderem führt, wo sich die begriffe von einer sprache in die nächste verziehen, wo begriffe einen teil ihres sinns aufgeben, um ihn an der nächsten ecke unterstrichen und mit einigem schulterklopfen wieder aufzugabeln. ich weiss, wie lange der typ sich mit den richtigen modalitäten der farbe befassen kann! aber habe ich ewig zeit? ich habe nicht den ganzen tag, um die sachen von einem zweifel in den nächsten zu schleifen! und das weiss der auch, dein kelly! also beim nächsten mal sag mir einfach, was es damit auf sich hat!”

käfers zeile

mit marienkäferplage im maler-camp. die unterirdischen gänge der die malenden angreifenden insekten sind so unter das gesamte gelände gelegt, so unter die zimmer der schlafenden und die arbeitsräume der pinselnden verteilt, dass nach dem bevorstehenden zentralbefehl der universalzerstörung das ganze gebäude zum einsturz gebracht werden wird, malerei hin oder her. so zumindest klingen die berichte aus dem hysteriezimmer mädchen vier, herr w., kommen sie! wir müssen ihnen, also wir müssen das ihnen erzählen, es, also es, also es gibt doch giftige, es gibt doch diese giftigen käfer und die, nein, es sind normale marienkäfer, nein, die giftigen, die gibt es doch! die sind bei uns im zimmer! wir haben kein auge zugemacht, wir sind nicht in den betten geblieben, wir haben dann auf dem boden geschlafen, aber wir konnten nicht einschlafen, wir haben eigentlich nicht geschlafen wegen den giftigen käfern im zimmer! und wie sollen wir jetzt weiter malen, wir sind doch so müde! was sollen wir mit unserem bild machen von gestern, was sollen wir denn jetzt noch machen? sollen wir weiter malen oder was – aber eigentlich, also eigentlich, wir sind doch schon – ja, ich auch! wir sind schon fertig, genau, ich bin auch schon längst fertig! wir sind doch so fertig!

leartproj

mit van gogh im googleartproject. das hin und her zoomen, das hüpfen von kreis zu kreis, die bewegung im flatratezoom wird zur groteskte im verhältnis zum farbmatsch, den man als nahbild auf den bildschirm bekommt. das schöne bei der sache bleibt nur die eindeutigkeit des blickwechsels zwischen gesamtem motiv und der dieses motiv zusammenführenden teile aus farbe, wenigen strukturen, wieder farbe und ein paar linien, die noch äste sei müssen, einigen wenigen linien, die noch mit begriffen auf den schultern durch die bilder ziehen, bis auch sie im wechsel der farben, in der die wirklichkeit mit scheinbar unwirklichen farben wiedergebenden fülle der umwandlung aus gesehen haben und als bild sehen die sprache ins gras legen, in die bäume hängen oder nurmehr die blühende umgebung wahrnehmen als bild, das bereits ausserhalb des bildes liegt: als projektionsfläche der intensivierung aus sehen und vor ort sein, sich der sache bewusst sein und wissen, dass all das gerade im moment so und nicht anders passieren muss.

auges dirn

beim zeichnen reiss ich mir die stirn runter, um ein wenig auf ein paar klare gedanken zu stossen” – so gähner gestern nach seinen verlorenen versuchen, mal ein wenig selbstportrait auf die papiere zu bekommen. “beim zeichnen ist es doch genau dieser gedanke, der spass macht: zeichnen, bis man eine schicht tiefer kommt, nicht mit dem stift um die welt herumzirklen, sondern richtig an einer sache reissen, den gesichtern auf den zahn gehen. das selbstportrait ist natürlich die übelste idee. man reisst als zeichnender alles ein und muss gleichzeitig noch an sich herumoperieren, um – wie schon gesagt – auf einen klaren gedanken zu stossen. ich bin nicht wirklich weit, aber, immerhin, die blätter sind nicht komplett durch und ich hänge nicht an umrisslinien wie wimperntusche an den augen einer verhundsten zeichnung!”

gähner weiter: “lachen muss man ja immer, wenn dann der zeigefinger einem entwischt und so tut, also könne er ein wenig grau verrutschen, um dann einen schatten zu machen auf der backe oder weiss nicht wo. man weiss sofort, dass da nur grau verwischt wird, ohne dass das etwas mit backe, hals, schatten und kontrasten am gesicht zu tun hat, aber der finger meint immer noch: das hat papa auch so gemacht und der war echt schnell mit seinen photoportraits, der war der held im abzeichnen! verrückt, wie einem die gliedmassen abhauen, um die vergangenheit anzurufen. da hilft nur lachen und staunen, wie verdummt man auch mit einem stück holz mit etwas schwarz in der mitte umgehen kann. du hattest mich doch vor nicht allzu langer zeit nach den giacometti-zeichnungen gefragt! also ich weiss nicht, der typ hat doch nur eier verdrückt ohne ende! und die bude, in der er gehaust, gewohnt, wie du willst, in der er gearbeitet hat! also ich weiss nicht, aber zumindest hat er nicht mehr zurückgefunden in den irrsinn der verknüpfung aus linie und irgendwann in der geschichte mal errechneten umrissgedanken. könnte man das mal lassen, wäre noch ein wenig zu lachen übrig und dann ginge es weiter. aber nein, der finger kommt mir mit dem: verschmiere grau und schon hast du das! kommt mir mit umrisslinien und grauem füllstoff daher – totaler räumlichkeitswahn! kommt mir fast so vor wie: je weiter du vom kopf weg gehst, desto weiter hinten in der vergangenheit stehst du, ganz hinten im geschichtsunterricht, ganz weit weg von der tafel voll mit phantasien aus wer nach wem. das klingt ja schon fast wieder gut. weit weg von den folgerungen nicht in der wirklichkeit enwickelter ideen! aber natürlich stehst du zu weit hinten, zu weit weg. und von dort herauszufinden, über die geschichtsschreiber hinweg, raus aus dem zimmer und wirklich in die wirk-lichkeit des beobachtens und die diese wirklichkeit angreifende methode des zeichnens, des verwünschens und neu erfindens, das ist wirklich schwierig. erst recht, wenn dein finger noch schwarz wischen will, dein kopf meint, du bestehst aus umrisslinien, und dein bleistift da den besten anhaltspunkt vermutet, um mit papa räumlichkeit herumzuspielen, während du in deinem ananasnachtisch stocherst wie in der babystufe deiner denke.”

jad

gähner oder das von ihm schon seit längerer zeit akzeptierte dasein als pseudonymblase war unterwegs und trägt jetzt die tüte mit der aufschrift “hier kommt ganz viel sonnenschein für dich” ins zimmer. da bist du ja wieder – hättest dich ja mal melden können zwischendurch! melden? wer nicht an ort und stelle war, warst doch du! und so läuft das gespräch dahin, wo man sich richtig gut versteht. jeder weiß, was los ist bzw. war, aber jeder hackt auf seinen enttäuschungen herum, die – fein säuberlich in kleine stücke zerredet – komplett in alle gesprächslücken passen, um auch noch jeden rest des redens kaputt zu machen. du sagst was? hier hast du deine steine!

gähner war weg und kommt jetzt entnervt aus der bloggerwelt zurück mit einem monogamiebrowser, der alles verriegelt, was über die eine seite und genug – hey! ich will nicht von einem link in den anderen fallen, das hatte ich jetzt einige wochen! – was über die eine seite hinausgeht, die er jetzt als sein ding beschreibt. bloggen hat überbreite und fällt heute raus aus seinem monogamiemuster. artikel erstellen? ne! ich lege alles in eine statische seite und gut. das werden immer mehr leute machen und am ende haben wir eine aus standbildern zusammengesetzte fläche aus weiss nicht wie vielen schirmen!  ich habe genug, mach mir was warmes zu trinken bitte und laß mich bloss in ruhe mit suchen, aufsuchen, weitersuchen, versuchen, weiter sehen und dann für ein paar minuten mal ruhe haben, aber eben nur für ein paar minuten!

den gössten zorn bringt gähner mit  als stapel aus tuschezeichnungen, die mal asiatisch verzogen, dann westlich zugejammert wirken. hab ich dir doch gesagt: es gibt techniken, die jammern so oder so schon vor sich hin! du kannst auf die sensibilitätsschiene aufspringen oder nicht und das war es auch schon! mann, ich kann diese sachen nicht leiden! wir gehen das durch, ein paar blätter werden schon übrig sein am ende. aber ehrlich, suche bitte keine blätter aus, die in ihrer beschränktheit das herunterlaufen von schwarzer flüssigkeit zelebrieren! sag ich nur, also bitte nicht diese dinger, die den minimalismus aus ein paar wenigen fomalitäten schon als askese bezeichnen!

pusste

beim text-vorlesen stehen sich die wörter auf den füssen wie im hallenbad heute die menschen auf ihren ganzen körpern, die in mehreren schichten die tauchgebiete der halbtiefen becken durchstossen. ein rollstuhlfahrer kippt an einer schräge auf glattnassen fliesen nach hinten weg, teenies drängeln sich zwischen edelstahlbügeln an den treppen in die warmwasserbecken, die aufguss-sauna-kabinen sind komplett voll und die junge frau vom sauna-team, einen schönen sonntag noch ihnen allen!  – kämpft gegen ihren groll gegen das die holzhütten überrennende volk der das nakte herausschwitzenden nackigen.

die langsamkeit im lesen ist dem verstehen des selbst geschriebenen textes ebenfalls zu langsam. daher die beschleunigung, die alles überfordert und den text verstümmelt. hat hier irgendjemand etwas kapiert?

mannheimtexte

korrigieren, lesen, brummen, nochmal lesen, wieder mit rotstift durch den ausdruck gehen, nochmal tippen und wieder lesen. eigentlich sollte schon gestern klar sein, dass wiederholungen, also die noch und nöcher und bis zum übermass verschwendeten kleinstwörter, die sich zu oft in die redewendungen der mannheimtexte geschlichen haben während des wochenendes, dass genau diese wörtchen im vorlesen nicht so häufig vorkommen sollen, dass alle kleinstübeltäter längst weggeräumt, gelöscht, gestrichen und vergessen hätten sein sollen bis heute, kommt jetzt endlich raus aus euren löchern! warum? da sich sonst das eigene lesen und überprüfen mit dem vorlesen zu mehr und noch mehr, zu immer grösseren bergen an minimalwörtchen türmen würde, zu einer ver-x-fachung des aufs mündliche abzielenden, so meine annahme.  4 texte, alles möglichst schnell, nicht hastig, nicht als blätterwald, sondern als ein wenig konzentrieren, lachen, abschalten, schauen und dann doch vielleicht noch einmal hinhören, bevor es an die bar geht.

amplicht / txt / 2010

 

among the gold

 

gestützt auf das durch feuchtigkeit verzogene fensterbrett, mit blick nach draussen auf die gezuckerten dächer ringsum, ist der wintertag plötzlich eine von unten nach oben gerichtete helligkeit und die müden augen versuchen, das bild zu drehen, hallo tag! – ist es sonst nicht genau andersrum? ich dachte, von da oben würde das licht unser hier unten ein wenig dunkles erdenetwas bestrahlen! aber im winter scheint sich das also zu drehen, die stadt strahlt im schneeweisschenlicht heller als der noch nicht wirklich in den start gekommene tag. zwischen den eisblumen grinst die erinnerung an gestern, als ich im biolanden, beladen mit der befürchtung aus lange schlange, komplizierte schlange, kartenprobleme, waage defekt, noch längere schlange plötzlich allein an der kasse stand und dann die annahme des bösen das kleinstwörtchen m-e-i-n wurde, mein: verblödetes packen, mein: kohlkopf, werf ihn schon runter!, mein: nicht enden wollendes geblinke der fahrradbeleuchtung zwischen brot, gemüse und joghurtbecher, mein: geldgeschüttel statt geben und gut, mein: du hektischer depp du! ich kreuzte durch die stadt, die hier und da ein paar eisplatten zwichen den kreuzungen verteilte und langsam auf oberlicht schaltete, während das theater zur probe von traviata lud, nur rein in die warme scheinwerferstube!, schubste das gemüse durch den schnee nach hause und liess den tag am ende fallen wie dieses eine wort, papa, jetzt hör doch mal zu: es fängt an mit s-t und mit u-n-d-e-n hört es auf! ja und? ja was und? das zeit-magazin vom 9.9.2010 unter dem schreibtisch lag aufgeblättert in der frage an taryn simon: “…haben sie eine idee, woher ihr talent kommt?” und war neben der nächsten überschrift: ” für meinen traum gebe ich alles” nichts als ein portrait auf seite 41.

scelsis co.

 

und dann die möglichkeit, ein paar meter entfernt vom schusswechsel nachmittags um vier an einer der innenstadtkreuzungen am abend ein konzert zu hören, das das hinhören an die töne anlehnt, die musik nicht nur ins gehör packt und meldet: jetzt schau mal, wie du damit zurecht kommst! sondern die instrumentierung schon so wählt, dass die damit erzeugten klänge genau der musik folgen, die sich zugleich auch als gesamtheit des gespielten vermittelt und nicht nur klangfarben in den raum zu stellen versucht. giacinto scelsi und  andré jolivet, wer war jetzt und sind und wer nochmal? egal. zuhören, lesen, staunen und mehr, viel mehr hören wollen! der kitsch meldet sich nur dort, wo man den begriff der dankbarkeit zwischen sich und das soeben vor einem aufgespielte sperrt, wozu die ohren von beiden seiten richtung denken etwas flüstern von: lass mal locker! das trägst du jetzt ehrlich zu dick auf! lass dieses aufgerollte dankbarkeitsding bitte mal los und komm ganz einfach so mit, du musst jetzt nicht auf der sache herumrollen, um später vielleicht noch kurz bei papa pathos vorbeizuschauen! die musik schafft es, die unterschiedlichen wahrnehmungen inmitten von blech- und holzgebläse so zu verschalten, dass niemand dem anderen böse sein kann für ein wenig zu laut, doch zu dicht, etwas zu zögerlich und vielleicht schon fast auseinandergefallen. alle einzelnen strukturen gehen auf und genau das nimmt den begriff des vermittelns mit auf die zeile, an deren ende dann doch wieder etwas von dankbarkeit steht, aua, und die töne des mitten im raum surrenden ondes martenots verhallen.

verteiler

 

susan philipsz hat den turner preis. also lesen, überlegen und gleich an den rechner für mehr material, infos, wer jetzt ist eigentlich jetzt und was macht die? schon im interview auf seite 31 in der fr von heute wird klar, dass es so weitergehen muss: entweder diese sachen werden wirklich, also direkt an ort und stelle gesehen und gehört oder das sekundäre hinterlässt seine typische spur des nicht lesbaren, des ins ungewisse deutenden leeren und ganz einfach überhaupt nicht hinterfragbaren. am ende des textes kommt man raus mit: da habe ich das gemacht und dann das und wenn das so ist, dann wirkt das ja anders, also, wenn man das so ganz anders macht und überhaupt mache ich das gerne so und das schon lange und anders, dann wäre es nicht so usw..  schön ist die beschreibung der nach unten fallenden töne im hauptbahnhof von helsinki, die töne fallen also, danke, das würde ich vielleicht dann auch mal gerne hören!  aber die unterscheidung zwischen musik und ich singe und verstehe mich eher als bildende künstlerin, ich mache eigentlich keine musik, das pumpt die einfache, in den alltag geschobene tonmalerei mit unterscheidungen auf, die gerade in der situation der wahrnehmung keine rolle spielen. ton hin oder her. die sache kann sich nicht im netz verbrauchen. glückwunsch! also nichts wie weiter suchen und vielleicht noch das:

fünffünfzig

 

die arbeitsstunden rasen durch die woche und der blog ruft jedesmal, wenn man aufs zugekrustete fahrrad steigt: jetzt echt mal, also, also bitte, jetzt bleib doch mal da! die stunden fressen löcher in den schreibtisch, alles verschrauben von ein paar ideen am späten abend verliert sich am nächsten morgen auf dem weg zur arbeit, halb sieben – hallo hirn, hast du schon auf? – im verfrorenen kopf aus mehr geht jetzt nicht: weder rein noch raus. ein paar schlittschuhläufer ziehen ihre kurven durch die noch nicht beschallte kunsteisbahn, die ersten busse liefern nachschub für die später in parkhausschlangen hupenden shopping-touris, gasflaschen werden hinter den weihnachtsmarktbuden getauscht und der tag weigert sich, schon jetzt die zipfelmütze aufzusetzen für den glühweinsuff auf weihnachtsmarkt soundsoviel. vor dem theater steuern drei junge herren, einer davon der fahrer, über den vorplatz, zwei lenken, einer brüllt, alle laufen – und kommentieren die sicht aus ihrem promillebrummi, während auf der anderen gebäudeseite dann ein im grellweissen anorak hyterisch schreiendes mädchen fuchtelnd einem mann hinterherrennt: bleib da! bleib jetzt daaaaa, maaaan, du bleibst jetzt d- ahhhhhhh !!!

decker

 

sobald draussen der schnee durch die strassen weht, zieht sich die kleine welt der innenräume zurück zu den noch kleineren gedanken bei den formalitäten des um einen herum gerade auch etwas kleiner, enger, langsamer gewordenen. die wohnräume buchstabieren sich durch, arbeitstische zählen ihre macken und die sonst nicht eingeladene behaglichkeit sitzt plötzlich neben einem als die alle jahre wieder herbeigeschneite möglichkeit einer etwas vorsichtigeren besichtigung des angeblich vertrauten. die bildformate werden kleiner, vorsichtiger, dann nach ein paar tagen der vertrautheit wieder größer und in diesen formaten auch merkwürdig riesig, nicht überschaubar, aber in ihrer verlorenheit aus gewusst wie eine mit glückshormonen berieselte fläche, die nach den doch etwas lächerlich mit einer tasse von sowas von egal in der kälte wartenden ideen ruft. die arbeit kommt daher wie ein duftstäbchen am frühen morgen, die fellüberzogenen tage stehen als adventskalender zwischen den wochen und an den abenden kaut man mit ein paar leuten nochmal das tagsüber verdorbene durch, um auf einfach alles anzust0ssen, was sich durch die sogenannte vorweihnachtszeit schiebt.

dtn

 

gähner: “wenn die formalitäten mich schon anspringen, wenn ich gleich sicher sein kann, dass eine installation nichts als die von irgendwoher finanzierte lust eines oder einer einzelnen ist, egal, wenn ich mir die zusammenhänge aus der nase ziehen kann und weiss, dass die ganze geschichte aus der fantasie zwischen frühstück und zähneputzen stammt, dann bleibe ich besser in der schwingtür stehen, lasse mir noch die kalte luft von draussen um die ohren ziehen und drehe dann wieder um. klar muss all das hergestellte zeug etwas damit zu tun haben, was jemand zeigen und haben oder in erster linie vielleicht sogar haben-, zumindest einmal vor augen haben wollte. aber ich weiss doch, wie schnell das aus dem ruder läuft. die einfälle überrennen die sache und werden dann addiert, es wird immer mehr an einen ursprünglichen auslöser gekoppelt und die sache wird dann nicht mehr in die luft gehen mit begeisterung, sondern nur noch von einem blindgänger zum nächsten wechseln. die malerei macht es sich leicht, wenn sie die bildträger auf abstand hält und dann schon der kleinste gemeinsame nenner das ganze zusammenhalten soll. es wird einfach davon ausgegangen, dass alles mehr und immer wieder ein weiterer schritt sein kann oder zumindest sein könnte, man könnte ja meinen, da entwickelt sich etwas, also lass uns so tun, als sei das echt interessant. aber jetzt mal etwas anderes, ich habe dich den ganzen tag über nicht erreicht?! was ist los?”

die antwort ist nichts und wieder nichts. musik war i am kloot und istpariah.

ckut

 

das zerschnittene zeug wandert richtung altpapier, ein paar blätter bleiben im schrank, die farben laufen unscharf durch die erinnerung, die bilder macht von einem typ mit photoapparat, der im entsorgungsspektakel rudert und dem freitag alles gute wünscht. wer was mit wem steht kopf und aus der holztruhe in der atelierecke ruftian brown.

neu im blogroll: do you read me?!

tapesser

 

hände waschen, kurz in den spiegel sehen und erstmal ordentlich ablachen. man kommt nach einigen stunden des zerstörens eigener papiere, die dann wieder – so der hinterkopf der verzweiflung – zu einer anderen zusammensetzung, einer neuen idee, einer anders sortierten farbigkeit finden sollen, fast nicht aus dem modus der zerstörung heraus. bevor man sich aber die letzten haare vom körper schneidet: lieber raus, brote schmieren und los, nur nicht auch noch die letzten tapetenreste von den wänden reissen, nicht die rigipswände eintreten, nicht das ganze drumherum zur baustelle erklären, um den rest des tages im schutt zu verbringen. aber genau das wäre, so das spiegelbild, das sinnvollste manchmal: die übergriffe etwas ausdehnen, die einfälle nicht nur von a nach b tragen, sondern sofort die arbeitshandschuhe anziehen, nicht nur ein paar stapel papier in die tonne treten, sondern gleich mal ganz andere ordentlichkeiten angreifen. leicht gesagt. locker als einwand zwischen einem und noch einem schluck kaffee mal eben so dahergesagt. herr schlaumeier muss es ja wissen, weil er nicht in der lage ist, etwas gerade gemacht, versaut, zerstört und wieder aufgerichtet zu haben bzw. das alles durch den montag morgen schleifen zu müssen, fauler hund du! bevor aber auch die sprache als tapetenrest unter den abbruchhammer kommt: graben, sortieren, kopieren, verkleinern und weg.

schichter

 

nach einer weile an den papieren – egal, ob transparent oder doch etwas stabiler, musste gestern eine noch im nebenraum abgestellte holzplatte, die mit dünnen farbresten überzogen war, unter leim und tusche. was sich im ersten moment als gut vorbereitetes etwas freimachte, wurde nach stunden der überlagerungen, des wieder abkratzens und nochmal überklebens zum vezweifelten müll mit vier ecken. es passierte genau das, was sich x-mal wiederholt und sich nie verhindern lässt, fragezeichen: ein als steilvorlage winkendes erfolgserlebnis geht in die knie, müsste sich nur kurz mit ein paar handgriffen selbst behaupten und läuft genau da – kurz nach dem konjunktiv aus glück und das wars schon – aus dem ruder. jede farbe ist ein übermass an flüssigkeit, jedes abziehen verklebter schichten ein zu wenig oder zuviel an noch weniger und kontrastreicher. die auf der fläche durcheinander geratenden systeme aus überlagerung, brüchigen flächen und einem irgendwo vielleicht doch als zentrum denkbaren etwas, von dem aus sich das brett in die breite ziehen lassen könnte, von wo sich das auge mal einen einigermassen klaren weg durch die farbmengen schieben könnte: diese systeme verlieren ihre eigene bezeichnung und bleiben nur ein rest aus nacheinander, nochmal malen und wieder nichts.

gähner: ich sagte doch: atelierarbeit ist das loch zwischen dem festen boden des bekannten und dem eigenen wollen und tun, das sich – umgeben von der scheinbaren festigkeit des überall abrufbaren – aus der immer neu einbrechenden kruste des das loch umfrierenden, immer unbeweglicher werdenden, weil in die vergangenheit abdriftenden, freitreten muss.

gähner, das hast du schön gesagt!

aber die mülllagen des gestrigen tages machen heute noch mehr unlust unter der irgendwo versteckten sonne des an die fenster blasenden herbstes.

baden, lesen, hören.

zoller

 

heute morgen, nach einer weile warten auf paket, zollerklärung und ein paar euro gebühr, steige ich zurück auf das speditionsgelände, das das zollgebäude umgibt. ich hatte das auto vor dem gebäude nicht auf einen der zum zollamt gehörenden plätze gestellt, weil die dort an den stellplätzen verschraubten schilder meldeten: der kommt gleich, der wagen mit der hier genau zugehörigen nummer kommt und der oder die lässt dich wegschleppen, egal wer, sofort! also blieb ich auf einer fast schon weggerubbelten lkw und weiss nicht was beschriftung vor dem gebäude stehen. ich steige aus dem 2. stock zurück und wackle  zusammen mit einem auch gerade abgefertigten typ marke eklig, mitte fünfzig, blass, schlechte brille, dünnes haar, zergraute jacke, billigschuhe, unfreundlicher dauerblick durch die zwei kaputten schwingtüren nach draussen. als der sieht, dass ich zu dem ihm gleich ins auge stechenden wagen gehöre, wirft er seinen sprachmotor an, von null auf vollgas: das sei ja ganz toll, sich da hinzustellen, direkt auf einen lkw parkplatz! ich versuche gleich, ihn zu unterbrechen mit nett sagen, dass hier rundum alles mit lkws voll sei, keine schilder wohin mit pkws und dass das doch die einzige möglichkeit usw. und jetzt – aber der typ brüllt auf dem weg zu seiner kabine, nachdem er nochmal “lkw-parkplatz” wiederholte, “du blöder hund”! zwei sätze und der typ kotzt kurz nach acht. ich weiss nicht, ob ich jetzt lachen, es ist doch noch echt früh, also eigentlich dachte ich, das wäre echt zu früh für, aber warum nicht jetzt schon lachen, aber worüber denn bitte? – und der typ schlendert ganz ruhig in seinen hassredetag. ich falle verwirrt ins auto, weg aus der szene, schnell weg und drücke noch etwas am cd spieler herum, noch weiter weg, musik und runter von dem platz hier. fängt ja gut an heute! dann ins atelier, heizung an, mehr musik, blöder hund du und wer warst du? ach du bist es, blödes bild!  lachen, malen und später hier.

wii(nn)ee

 

basic sounds klappt heute den bildschirm auf mit einer der zeichnungen von winnie truong. ich dachte zuerst: hört das nochmal auf? nimmt das jetzt noch ein ende mit diesem gesicht, den strichen, dem grüngelben helldunkel, den in den augen sitzenden helligkeiten, den sich als haare ausfransenden stiftstrukturen an der unterkante des kopfes? erstmal bedeutete das: grösse einschätzen, mehr sehen wollen und müssen, also die seite von winnie truong direkt befragen und vielleicht irgend etwas erfahren, das anhaltspunkte geben kann für: welches papier?, wie aufgehängt?, was wie aufgetragen?, dauert das oder macht sich das in ein paar stunden?!  ich hätte nicht gedacht, dass schon der opener alles klar machen will: ein mensch und seine arbeit. das ganze drumherum ist schon längst ein produkt des gemachten, des handwerks, der arbeitseinteilung: die zeichnungen habe schon ihre umgebungen angefressen, wie die stricheleien die hirnstruktur dessen anfallen, der sich an die zeichnungen setzt, um seinen text an die fransen zu hängen, die sich zu den übergrossen gesichtern bündeln. brutal wird die ehrlichkeit der machart da, wo vergrösserungen neben den zeichnungen stehen und gleich melden: also von fern, da ganz aus der ferne, noch jenseits der galeriefensterscheibe, also von da draussen sieht das ganz gut aus, echt richtig gut! aber mit zugriff auf die sachen verkriechen sich die gesichter in die manie einer schon im arbeitsraum auffälligen leere. die gesichter werden zur formel des leeren, wo die einzelnen striche der anatomie hinterherjagen und die sache hinschmeissen wollen, weil sie sich nurmehr fragen müssen, an welcher form sie eigentlich kleben, in welchem die papierflächen füllenden denken sie sich summieren,  bis zu welcher illusion sie sich vermehren dürfen, wie lange es noch dauert bis zur ziellinie an der erlaubten verdichtung eines feinräumlichen kopfes? die gesichter stellen absperrungen auf, die keine linie aus der windrichtung benennbarer körperteile fliegen lässt. also lieber raus und fehler suchen, den unsinn sonstwo im grauen herbsttag schultern und weg.

verben

 

je bunter der herbst, desto peinlicher werden die ausmalfarben der phantasie. man bekommt die nuancen nicht mehr unter einen hut und befragt die malerei, wie sie das aushält, in monochromfarben flächen nebeneinander zu stellen oder in uferlosen überlagerungen verzweifelt aus einer nuance in die nächste zu toben. der knöcheltief im laub stehende montag öffnet mit der frage, ob malerei hier und da schon ein panel ist, das menueartig abgehandelt wird, um ganz einfach zu einem schönen ergebnis zu kommen, das sich sehen lassen kann in der mischung aus handwerklicher gradlinigkeit und unkomplizierten übertreibungen unter der richtigen portion humor.  oder ob. ja was? dabei ist malen doch eine an das eigene nicht-können, nicht aushalten, nicht wollen und dann doch etwas finden, was sich richtig gut anfühlt, gekoppelte, damit ganz und gar vermengte grösse, die immer sagt: eins, nicht teilen!, einfach nur das: eins, eine sache, die stimmen muss, weil sie so nicht auseinanderfällt: malerei geht immer zurück zur grundmenge des nicht mehr rechtfertigen müssens. und genau da trifft sie wieder auf die leichtigkeit der ausgefüllten flächen, der menues und panels, die schicke lösungen vorausschicken und bildbearbeitungsprogramme fast schon als leinwandstruktur verkaufen. was die ergebnisse der kurzen begegnungsmomente auffahren, nachdem die arbeit am bild kurz mal die bedienungsanleitung der malerei durchgeblättert hat und umgekehrt die bedienungsanleitung auf schmierereien hier und da noch reagieren muss: die schreibfelder warten schon. und auch die stehen im laub als menue aus blättern, stehen, rascheln, verben und farben.

28.9.

 

gähner: “wie du zwischen den rillen deiner überschwemmten papierflächen umherwatest – mir stünde da gedanklich schon das wasser bis zum hals. wobei ich gerade eben im atelier denken musste, als ich dich so sah: das ist ja der witz bei der sache – das herstellen mag harmlos wirken, im kopf des oder der machenden kommt das aber ganz anders an, da ergibt eine kleine veränderung schon einen schweren fussmarsch, wasser wird zur flut und ein wenig buntes nebeneinander die rote karte des zu arg komplimentären. also wird das wohl so weitergehen: die arbeit im atelier wird eigentlich ganz harmlos wirken, aber im kopf liefert sich schon die kleinste falte, die gerade mit karminrot voll läuft, ein gemetzel mit dem daneben sich erstmal gemütlich wellenden türkis. als komplettes gegenteil fällt mir da nur das filmset ein. komplettes chaos für mich, ich weiss nicht, wer zu wem gahört und warum gerade was von hier nach dort transportiert, aufgebaut, wieder demontiert oder erst gar nicht verwendet wird. licht überall, messungen, mikros. das totale durcheinander unterschiedlichster abläufe zwischen handwerk, darstellung, hochpräziser technik usw. ich sage dir, also wenn wir uns über dieses malerding unterhalten, kommen wir erstmal richtig einfach davon. bei schütte trifft die bemerkung genau das zu weit ausufernde nachdenken über die grossen bauten, dass er ganz einfach nicht wirklich bauen darf, dass er es mit angelegenheiten zu tun bekommt, mit denen er beruflich erstmal nicht auf augenhöhe arbeitet. aber wie geht es jetzt weiter? wie kommst du aus deinen pfützengräben wieder raus? beim nächsten besuch hast du den ganzen brei hoffentlich etwas differenzierter auf dem papier oder die papiere voneinander getrennt, wenn dir das gendanklich nicht zu weiter auseinanderliegt. wir werden sehen!”

 

 

26.9.

 

zum gestrigen eintrag noch das: nimmt eine ins bild geschleuderte sache fahrt auf, weiss der rest erstmal nicht, wie er damit umgehen soll. die geschwindigkeit halten? erstmal farbtöpfe herrichten und das ganze procedere etwas verlangsamen? in dünnen linien nach geschwindigkeiten sehen, die die verwendeten materialien ihrem tempo anpassen oder alles dick drauf ohne rücksicht auf wasserpfützen, ablaufenden lack oder zu pastoses farbengewirr? das tempo ist eine sache, das motiv eine andere. nur die spur reicht nicht, der kopf meldet bei allem auf der fläche zurechtgerückten: das könnte jetzt das sein, also hier gibt es eine ähnlichkeit zu – oder: sieht doch genau aus wie -! und bei jedem kleinstminimalen einwand muss der nächste schritt richtung farbe drauf und weiter eine neue entscheidung treffen gegen oder für einen dieser einwände, um das dann zusammen zu halten mit der flüssigkeit, die einem gerade unentschlossen aus der breiten pinselleiste tropft. so schön die sache mit den ähnlichkeiten ist: verlegt man sich kurz auf einen illusionismus, der vor keinem motiv zurückschreckt, schnürt man sich aus den sachen gerne eine packstation für die nächsten atelierwochen. hat man aber eine ahnung, den wunsch, die idee oder einen blassen schimmer davon, dass man sich zuerst mal mit linien, flächen, aufteilungen und anderen formalitäten rumschlagen möchte, ohne auf köpfe, menschen, natur, geometrische gebilde, häuser oder eierköpfe im kleinstformat zu warten, sollte der deckel halten auf dem druckbehälter der quasselstrippe phantasie, um nicht auch den kleinsten regenbogen in die chill out – symbolgarage zu fahren.

 

 

25.9.

 

das bild träumt von einer einfachen hinterlassenschaft, von einer information, die schnell, haltlos und gerade deshalb treffsicher auf die fläche geknallt wird und so stehen gelassen werden kann bzw. muss wie die farbe aus dem edding oder der dose kommt. was im tagg-traum nicht vorkommt, ist die gleichsetzung von bild und gegenstand, von einer diese zwei sachen endlich gleichsetzenden rede. dass es schon die beiden begriffe nie so weit kommen lassen: ist klar. dass das bild immer einen schritt zu weit geht in der entrückung aus zeigen und nur aus dem bestehen, was dem zeigen auch dient, dass es nur aus dem bestehen kann, was für das herzeigen eine unabdingbare rolle spielt, holt den traum von der zimmerdecke. die dicke eintagsfliege der immer und immer wieder gestellte frage, wie man das bild ganz praktisch so be- oder misshandeln kann, dass es für einen moment so auftreten kann wie der durch und durch geschundene alltagsschutt, die runtergerittenen wandflächen, verruste hauswände, verschrammte treppenhäuser oder weiss nicht was geht zu boden. das atelier pfeift trotzig zum angriff und für einen moment wirkt das malen so, als hätte man es nicht mit bildern, sondern mit gegenständen zu tun, die sich mal eben dem angriffsspiel unterziehen müssen. wird die sache trocken, rinnt das desaster nicht mehr von der wie auch immer gearteten oberfläche, kleben die fliegen nicht mehr am verschmierten etwas, zieht das bild den kopf ein und wird wieder zur immateriellen schnecke, kehrt zurück in die ihm eigene unentwirrbarkeit des beinahe ausschliesslichen herzeigens und der aber gerade dort verherrlichten freude an der superkomplexen verknotung aus alles in allem.

 

 

24.9.

 

enttäuschend war dann aber die tatsache, dass das bild – nachdem es von der wand gefallen war – besser aussah als zuvor. dass plötzlich – als die rückseite zu sehen und dieses verhau der vorderseite für kurze zeit verschwunden war – eine riesen erleichterung in dem jetzt sichtbaren hing, egal wie kaputt einem die situation vorkam…

gähner dazu: denk ich auch! nur musst du jetzt nicht mit dem zitat bzw. dem ganzen gespräch der hinter dir im zug platzierten anzugträger durch den rest des tages damit. es ist doch längst klar: der depp ist man immer selbst! die übelsten bilder, die auf der rückseite ein paar hoffnungsschimmer sehen lassen mussten nach verzweifelten wendemanövern, hat man immer selbst gemalt! ist doch klar, dass alles um einen herum gemachte zum grossen teil aus nach vorne gedrehten rückseiten oder zum schutz der rückseiten dann doch vorne belassenen vorderseiten besteht!  im zug hatte ich nur satzbruchteile rund um diesen einseitigkeitsbegriff  im ohr, eine seite, eine andere, hinten oder weiss nicht wo, ich wusste nicht, was die meinten, das gespräch über bilder, das ging noch, aber ich konnte das einfach zu schlecht verstehen, das ging die ganze zeit so: ich verstehe nicht, wo fahren sie? wie bitte? ach so! also was hin? nein, da waren wir schon, da halten wir nicht! welche bilder? hör jetzt mal auf! ne, das ding ist runtergefallen! sag ich doch! was? die gespräche fielen tunnel für tunnel auseinander. gut, das wäre jetzt das.

21.9.

 

selbstverständlich hat die arbeit im atelier, so gähner, die verrücktesten auswirkungen auf die art und weise, wie du mit dem rest umgehen kannst, dem grossen rest, der sich um deine kleine gedankenhütte auftürmt. du kommst aus deiner freiwilligkeit und das dort beobachtete will dann sofort die glücksmomente des herstellens auf den rest der welt übertragen. klar, dass du mit zu viel zerschneiden und zerreissen nichts mehr zusammenhalten kannst in den stunden nach der in deiner hütte doch etwas dunklen atelierzeit! klar, dass der mann mit dem schwermetallfimmel nichts anderes kann, als die welt in kilogrammportionen zu zerlegen, die er dann krangerecht zusammenwuchten kann ganz nach seinem geschmack. deshalb sind vielleicht auch so manche stipendien derart verschusselt. die ateliers lassen einen nicht das tun, was einen über ein paar wochen mal so richtig zuschwallen könnte. man kommt nicht so nah an egal welches material ran, das einem dann genau das gefühl gibt, um das es hier geht: dass es auch dort in der fremde passieren kann, dass das atelier die spannenste umgebung zerteilt, zerreisst, flickt, verklebt oder sonstwas, dass alles in der dortigen hütte auch sein übergewicht bekommt über alles andere, die umgebung und so weiter. oder es ist für einen kerl, der sich nicht mehr zurecht findet in seinem bau genau das richtige – und dieses raus-müssen, dieses aus seinem schatten treten kommt genau zum richtigen moment: er darf an einem anderen ort arbeiten, trifft wildfremde typen und kommt genau dadurch seinem irgendwo versteckten gefühl der nähe gegenüber einer sache auf die schliche. du kannst es zuvor nicht wissen, aber irgendwann sollte jedem klar sein, welches mass an versunkenheit, sich verstecken, aus dem bau kommen usw. die eigene arbeit am besten von einem jahr ins nächste schiebt, wie sich da was durch den eigenen kopf, die kälte, die kommenden warmen tage und dieses ganze gedankending transportieren lässt.

 

 

19.9.

 

das schöne am bildnerischen ist die möglichkeit, das eigene sich verhängen, lockerer lassen oder komplett festgezurrt sein an einer kleinen formalität in die länge ziehen zu können aus stunden über papier, wochen vor leinwänden oder ein paar momenten über kleinen skizzen. egal, wie lange das dauert: die ewigkeit gehört einem so oder so und die selbstlosigkeit aus nicht mehr anders können stört in diesen zeiträumen nicht. zuerst liegt ein wunsch auf der hand und dann wird das ganze in die atelierpraxis gehieft. schön und gut und längst noch zu sehr im kopf verkeilt – noch lange nicht in den ungezwungenen umgang mit ein wenig farbe befördert. wenn die sache dann bunt oder anderen ansprüchen folgend eintönig in die ersten längen des auseinanderformulierens marschiert, dann bekommen es die einfälle so langsam mit der sache selbst zu tun, mit dem wenn und aber des sachlichen, mit geht nicht, vielleicht schon oder das wird so auch nicht mehr werden. aber auch das ist nicht schlimm. die ewigkeit im rucksack: so lässt sich die zeit bemessen und jede farbe ohne abneigung in die eine oder andere enttäuschung schieben. das bildnerische verlangt in jeder kleinigkeit, in jeder dimension und in jeder verhältnismässigkeit aus dem mal eben so ausgedachten eine ganz klare formulierung zu allen nur denkbaren formalitäten. klemmt die eine ewigkeit im gepäck, wartet schon die nächste, um mitgenommen zu werden bis zur nächsten ecke, an der sich neue zeitrechnungen in die warteschlange stellen. also nur nicht zu viel wollen, nur nicht die ganze strecke, die es abzufahren gilt, mit neuen gestalten anderer zeiträume bevölkern! spass ist so oder so. der eine will einen nadelbaum, die andere hängt schon in der kiefer. die bilder wollen erstmal einen vortrag über tannennadel und pinselspitze, während draussen der herbst ganz andere gedanken aufpustet zwischen kürzeren tagen und ein paar langen nächten über wieder und wieder vertaner zeit.

 

 

14.9.

 

gähner ist ein pseudonym, das sich von selbst versteht, mit sich selbst unterwegs ist als alter ego mit einem schatten, der immer sagen kann: jetzt gehst du zu weit, also ändere deine gestalt, hier gehst du in eine richtung, die mir nicht gefällt, ändere das, aber bitte schnell ! gähner sagt: im urlaub laufe ich über den gletscher, als wäre das nichts, absolut gar nichts. ich laufe über diese kilometer an eis und erinnere mich an das, was der text mir mitgibt auf den weg hoch in die berge. der tex sagt: malen mit kindern, 6. klasse, auf 2,5 x 2,5 meter, das sollte doch nicht so schwer sein! zeitungen werden auf dem mit plane überspannten fussboden ausgelegt, mit klebebandstreifen verbunden und dann als grosse, etwas noch zerflatterte fläche umgedreht. das ganze wird mit wandfarbe grundiert, dann mit papierbögen bedeckt und wieder grundiert. klingt leicht, aber der gedanke wellt sich wie dünnes papier, das feuchte farbe abbekommt. schon das klebeband-ziehen über den verbundstellen der einzelnen zeitungsblätter funktioniert mehr wirr als gerade. die kinder kleben das band an einer stelle fest und versuchen, den rest in die länge zu ziehen. tatsächlich aber zieht das band die zeitung mit und reisst die ersten klebeversuche in stücke. also bremsen, erklären, länger ausziehen, zielen und dann ablegen, versucht das mal! nach einigem hin und her halten die zeitungen zusammen. aber wo ist das team, das die verklebte fläche umdreht? die einen melden, sie seien jetzt zu müde, die anderen werfen klebebandbälle durch den raum. wer dreht die sache mit wem um? wer kann den gedankenunsinn drehen? sobald die zeitungsfläche in der richtigen position liegt, durchweicht die feuchte farbe den rest der orientierung vor der erstmal als richtig gross empfunden fläche. klar: die kinder waren vielleicht und wenn überhaupt mal vor grossen bildern ohne sinn für das, was da passieren musste, um das farbige ding in diese grösse und an die wand zu bekommen. kind bedeutete: ohne möglichkeit sein, mit einem klaren gedanken aus vergleichen, handwerkszeug und eigenen malerklamotten ins museum laufen zu müssen – ohne denken zu können, was da sichtbar ist, ohne das an den eigenen körper, die eigene wahrnehmung heranzubekommen. die erinnerung sagt: sollte sich ändern, aber schnell! also kleben, grundieren, farbe machen und in die fläche rutschen. schuhe ausziehen, mit bunten füssen durch das feuchtbunte papier laufen. spüren, wann was wie und warum zerreissen wird bzw. muss, was farbe überhaupt macht. noch nichts sehen, nur farbe zwischen den zehen haben, blind sein und mit dieser feuchten masse hinter den augen den körper aufmachen für eine sinnlichkeit, die dann fragt, was da so bunt ist und wie sich das auf der fläche verteilen lässt als unbraune masse aus grundfarben und etwas weiss. gähner ist ein pseudonym, dar hier und da rezepte auf den apothekentisch legt. vielleicht solltest du eine statische seite immer weiter und weiter erweitern, heisst es an der gondel, die sich später über die wenigen pfeiler zurück ins tal schaukelt.

 

 

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die sonne kaut spätsommerwolken und wirft einem hier und da ein paar krümel licht durchs atelierfenster. schön, dass du da bist! ich komme auch gleich raus wäsche aufhängen! drinnen drehen sich die bildnerischen prozesse, das hin und her zwischen farbe, leim, linie, pfütze, mehr ordnung und wieder chaos die hälse um. wer noch nach luft schnappt, möchte sich bitte melden! collage reisst den arm hoch: ich bin noch fit! also stürzen sich alle bilderreste und fetzen auf den eimer, in dem sich die collage eine weile zwischen mischen, vermengen, aufwischen und bekleben versteckt hat, ziehen alte sachen aus der tonne und verbringen die nächsten stunden damit, reste auf einen haufen zu kleben. es passiert genau das gegenteil des im letzten blogeintrag verlinkten filmmaterials des ausstellung-aufbauens. hier im atelier ist keine linie in sicht, an die man sich halten kann, hier ist nichts abgestimmt, durch grössenordnungen und raummasse gezogen, in gläsern aus virtuellen animation und planungsskizzen eingelegt. das glotzen, nichts tun, zusehen beim aufbau einer ausstellung ist so entspannend wie das träumerische stunden-auffressen des brückenkapitäns über der autobahn, der den verkehr unter sich durchziehen lässt, um sich selbst auf der welle der mobilität schwebend hinter den von der reling seines starren blickes aus richtung horizont winkenden träumen zu verstecken mit der frage nach dem, was hier auf der brücke eigentlich noch an fragen übrig ist.  die haare flattern über den bunten lkw-dächern und das denken kommt erst mit einem grinsen zurück, das dann schon lichterkettenpaare zählt.

 

 

 

memorymonet

 

kurz vor den ferien gehen die kinder der 3. klasse in die projekttage zum thema monet. malen, draussen sein, seerosen suchen, farben sehen, den maler und das bild des mannes mit dem bart in erinnerung haben nach mehreren tagen aus schönheit, garten und bunt. aber bevor das stattfindet, muss erst die käseglocke des die welt beklugenden beibringens über das thema gehoben werden: die lehrerinnen bohren schonmal löcher ins glück am malen. am ersten tag kommen dann auch gleich hängende gesichter aus der käseglockenschule. “ich hatte  ein richtig schönes rosenbild, aber da kam die lehrerin mit so komischer farbe, immer musste man nach anleitung machen, was die will, und jetzt sieht das bild, das sieht jetzt scheisse aus”. die hängenden gesichter bleiben den ganzen tag hängen, der zweite der drei projekttage ist schon der erste, den man versäumen will. schlafen, vergessen, denkste, tag nummer zwei: um ein uhr ist alles nur noch, genau: scheisse. scheiss welt, scheiss farben. monet? scheiss. gutes wetter? ach ehrlich? weil die beibingerin überall, immer gegenwärtig und andauernd mit korrekturen auf der hand nicht den pinsel halten wolle, sondern den kleinen zepter. das sei eben so im impressionismus, eben genau so und deshalb gehe das so genau eben nur. die zitate aus beschimpfungen und dem unwillen gegenüber der andauernd angeleiteten malerei nehmen kein ende mehr. eis essen, sich abregen, vergessen und los: geht gar nicht mehr. tag drei von drei sammelt seerosenmüll, bilder im freien, aber eben nicht das freie der wahrnehmung, die freude an der teilbarkeit des wahrnehmens, das glück vor dem gesuchten phänomen, das sich-freuen vor seerosen, flüchtenden fischchen und dem sonnenball oben über dem park. tschüss und nie mehr monet. den höhepunkt gibt ein fragebogen mit drei antwortkästchen zu jeder frage. zweimal schwachsinn, einmal richtig. tag drei endet im dummbackentest. fehlt nur die frage auf dem papier, wer derartigen unsinn entwirft und die möglicheiten der beklopptheit unter freiem himmel meint in die tat umsetzen zu müssen? wer tippt zwei seiten voll mit frage-antwort-spielchen, die jede freude am kennenlernen grosser malerei in die ferien schieben als wunsch aus nie mehr und wehe später? ich nehme ein 1994 gekauftes buch über monet aus dem regal. georges clemencau, betrachtungen und erinnerungen eines freundes, urban verlag freiburg i. brg., seite 47: “der gegenstand der kunst ebenso wie der menschlichen erkenntnis ist notwendigerweise das weltall in seinen kundgebungen….”.

fee, der…

 

es schneit. die schneeflocken sind millionen von pappelflügkörpern über der landschaft, die ein nebeliges, plötzlich bestürzendes bild ergeben von dem, was um einen so herumschwebt tag für tag. auf dem weg in die pfalz treiben die flocken in rheinnähe waagrecht über die strasse. später, schon im wald, wirkt dann das bild der verschleierung zusammen mit dem abgestorbenen tannenunterholz, das derart dicht im schatten der kronen steht, dass es das weiter und noch ein paar meter weiter sehen graubraun vernebelt. farne ziehen knallgrüne horizontalen über den waldboden und oben auf den bergkuppenfelsen weht einem der wind durch die haare, während im tal volkslieder aus vatertagsbuden zwischen blaskapelle und auf gehts tönen. kinder werden von den abbruchkanten zurückgepfiffen, ein mehrere millimeter tief in eine felsplatte geritzter halbmond wackelt als altes regenwasser unter einem i was here.

shannon bool.

der text macht sich flach zwischen den gedanken vor diesen arbeiten. mit dem erklärenden din a 4 blatt, das in der galerie auslag am samstag zur ausstellungseröffnung ging und geht dann gar nichts mehr. alles ist als angebliche lücke gedacht, in die das gezeigte dann genau so angeblich gehört. überfliegen und gehen. keine notizen, eine halbe zigarette malerei.

Mai 11th

knapp vor abbau bei den arbeiten von myriam holme. ich dachte: hingehen, etwas länger bleiben, immer etwas länger als dieses schon in die länge gezogene vor den sachen verweilen, etwas überlegen, nochmal hinsehen und dann noch einmal länger und so weiter. nach dem ersten unbeholfenen hin und her in den galerieräumen oder: diesem dickeren einen mit miniatursprösschen im ersten stock, findet sich vor den sachen ein platz auf dem raumgrauboden, von dem aus es sich gut nachdenken und beobachten lässt. nach und nach kommt das gefühl dafür, hier und da richtig, an anderer stelle aber auch irgendwie falsch zu sein, dumm rumzustehen. bild, stehst du da ganz von selbst? ich bin jetzt da, erdgeschoss, bitte alle aussteigen: also sprich! ich kannte die geschichte der falten, die aluminiumsperre im kopf, die extreme stabilität, die sich nach einigen knicken im material bündelt, das nicht in die knie gehen der sache, sonder genau im gegenteil sich mit jedem knick aus der schwäche des anfangs herausarbeitenden unumgänglichkeit. also rede jetzt! aber das aluminium redet nicht, wäre auch genauso blöd wie der vor ihr eben noch komplett unüberlegt herumstehende, flehende typ mit notizzettel. wobei das den anfang des textes bzw. des überlegens markiert: jetzt bleiben, nicht gehen, auch wenn die platte erstmal mit dem finger nach draussen zeigt. sagst du! denkste! und dann wird die sache doch nachgiebig. die einzelheiten legen sich als sprachmuster in falten und farbverläufe, die selbstverständlichkeit des am und mit dem material aufgeführten überträgt sich in dieses jeder guten kunst eigene gefühl der fraglosen fragwürdigkeit. nach und nach rollen dann die hauptwörter wie pinguine durch glatte denkste(ste)ine. die papierfaltenfarbreste werden flussbette, in den glasbrocken schliessen sich die herzen ein. kleeblattlichter strahlen durch das glasblau, der farbfleck auf dem boden des galerieraumes im erdgeschoss winkt mit der parallele zu einem der über 40 brocken, verliert seine fransen und – fenster geht auf: es ist ein update für den adobe shockwave player verfügbar, bitte klicken sie hier, klar doch, mach ja schon! – die metalle vergessen für einen moment ihren in der faltenlosigkeit ausgewalzten neid auf den rest der bilder.

seide

 

wind, sonne, zahnarzt: also, sie nehmen die bürste so nach oben und dann ziehen sie das, es spritzt ein wenig, aber das ist es schon, ja, genau so, immer so nach oben. eine halbe stunde im prophylaxezimmer zwischen zahnseide und polierpaste und dann nichts wie weg zwichen die vom wind geschüttelten kräuterbüschel auf dem markt. buden, düfte, käseproben. unten rollen schaumbälle über das kopfsteingepflasterte milchkaffeegässchen, oben wehen luftballons botschaften über einer grundschule weg in die welt.

licht, wärme und wieder

dachlasten

mit dem rad durch die stadt, morgens, den glutball sonne in den augen. kaum leute, keine autos, einige paare wackeln zwischen müllbergen aus den parties, die grossanzeige für wetterdatenmenschen steht schon auf 12. wenn die flächen unten leer sind, gehen die augen eine ebene höher zu den mit schildern zugepflasterten werbeplateaus, drei meter, überkopf und da nicht zu knapp, aufwärts, da oben ist platz. die formate werden grösser, oben vermessen die augen grössenordnungen ohne den meterstab horizont. auch deshalb wirken manche schilder oder textflächen so unplaziert, daneben, andere aber wieder perfekt wie sicherungen des gebäudes bzw. der meist rohgrauen betonarchitektur. zurückgedacht aus der industriellen mache, zurückgepackt ins atelier fällt alles in die schublade des in den malerstuben zusammengekämpften kleinfelderdenkens aus flach, eckig, ist nicht zu schwer und machen lassen wäre auch schon teuer. wie kommt man zu der idee, sich mit farbe vor eine fläche zu begeben, um auf dieser ein wenig buntes etwas zu verteilen und damit die katergorien der ästhetik anzuwerfen? wie kann es sein, dass vier ecken genügen, um das denken ins sogenannte bildnerische zu locken, um es da erstmal stehen zu lassen im leeren zimmer aus vier senkrechten und einer betonplatte in der schädeldecke? einige blocks weiter wird abgebrochen. die werbung steht vor der denkmalgeschützten fassade und an den bauzäunen vermehren sich handgemalte quadrate.

kelle

 

kastanienblüten,

white eno,

flammkuchen,

schwemmholzzäune.