3 uhr 14

dann wieder diese bilder, im halbschalf, mit unterstreichungen und einem parallel dazu heraus aus diesem halb und halb -schlaf getexteten text: wer redet da? keine ahnung, aber der geht so: malerei will die absolute ehrlichkeit, alles muss da rein, das geht weiter und weiter zurück, bis ganz in die kindertage, bis in den sandkasten und noch weiter zurück. wenn du papier zerreisst, dann muss das seine gründe haben. das darf also nicht sein: kalkulierte zerstörung, sondern so ein zerreiss – gefühls – zereiss mich – ding, aufgebauscht aus welcher und in welche zeit auch immer!

und erst dann kommt in der gegenwartsarbeit, also in diesem sich neu und wieder neu einstellenden heute und nicht morgen die geschichte der erarbeitung eines bildes dazu. machen, korrigieren, weiter machen, fallen lassen, wieder los usw.! bis zu dem moment, wo sich überblendungen von unterschiedlichen wahrnehmungs- und erinnerungsschichten ergeben, die einen selbst wirklich überzeugen, die kurz sogar so eine art stolz anrühren, die also absolut kitschig zu werden drohen manchmal.

das schwierige ist, dass in dieser sich für einen selbst ganz im kleinstlaut einstellenden gültigkeit, in diesem glücksmoment alles mit drin steckt, dass diejenigen, die das bild später dann mal eben so ansehen, nicht wissen, nicht kennen, nie gesehen haben oder haben werden und auch keinesfalls, also in keinster weise – auch wenn du es nicht für möglich hälst – vermuten. der aus der gegenwart daherredende, ahnungslose, das bild aus einer völlig eigenen, gedanklichen richtung anglotzende meinungs-mensch redet dann also automatisch von etwas völlig anderem, dir absolut fremd erscheinenden und: ja! – es tut manchmal echt weh: hat in seinem gelaber absolut recht!

der absolute irrsinn, dieser vorteil der uneingenommenheit gegenüber der geschichte dessen, der das bild gemacht hat! banal, aber, was aber? aber für den jähzornigen im atelier ein wirklicher irrsinn, bedrohung, untergangsandrohung, fluch. können die mal aufhören zu reden?! zu wissen, dass das alles berechtigt ist, macht aus dem eigenen wutkern im kopf einen stein, komprimiert die eigene arbeitswelt zur hasswelt, bestückt fronten im gehirn und verdonnert die arbeit zur inspirationsfreihen wüterei.

wie kann der, der da seine ganze geschichte mit eingeladen hat in die arbeit, damit umgehen? die banalantwort heisst: lernen. aus der jetztmomentbeobachtung anderer menschen lernen! wüten, trauern, sich verweigern, dann aber doch hören, lernen, noch mehr trauern, nichts verstehen, dann sich aber raffen und wieder lernen, zurück ins atelier, hausaufgaben aus der gegenwart machen und einen neuen tag an den start bringen, der die bilder aus einer anders gültigen richtung sichtbar macht: das trägt dann neue schichten der wahrnehmungsüberlagerung auf und erzeugt mit dem eigenen geschichtsmüll einen kurz mal ganz anderen filter des anstarrens. um das auszuhalten, muss man mit richtig arbeit über dem ausgesprochenen wüten, bis die wogen wieder geglättet sind und das richtige gefühl wieder da ist für wirklich: machen, nicht machen lassen, wollen, statt anderen beim sollen zuhören.

die kunst will immer alles, alles zeigen, alles an glücksmomenten teilen, im teilen richtig brutal aua! machen, will einen im sogenannten „veröffentlichen“ richtig leiden sehen an den äußerungen der anderen und das alles wieder und wieder tun – solange, bis man nicht mehr fragt, ob es vielleicht ein wenig weniger weh tun würde, solange nicht nur ehrlichkeit die arbeit zusammenhält.