schlangen nach märz

sachen nach einem umzug einlagern: kein problem. wo noch kein platz ist, muss an anderer stelle platz in anspruch genommen werden. die kartons stapeln sich im hochregallager und gut. merkwürdig wird es, wenn man das ganze zeug in den ersten wochen noch hier und da, in den folgenden monaten aber immer weniger und noch seltener besucht. natürlich lagert das alles nicht ohne grund so dermassen gut verpacktin der dunkelheit, natürlich ist dafür im moment auch nach einigem aufräumen kein platz an der stelle, wo man das schon gebrauchen könnte, nicht alles, aber, na ja, schon mindestens und ob! aber natürlich ist es auch so, dass das wegsperren nach und nach eine vergesslichkeit erzeugt, die sich am warten auf das wiederentdecken all der nun verborgenen sachen abarbeitet. man sehnt sich danach, vieles wieder auszugraben – und doch steht diesem wunsch nach über einem jahr die behauptung in der sonne, dass man das jetzt so derart lange nicht benötigt hat, da könne es doch nicht sein, dass es jetzt plötzlich nötig wird, das alles wieder zu sich zu holen und die wohnung plus atelier damit zuzurümpeln. um dem zu entgehen, gibt es nur eins: die sachen aufblasen, die man unterstellt. man baut seine eigene verschattung und nimmt den gegenargumenten des fröhlichen wiedersehens erst recht die sonne: schwebebalken, papierpresse, eigene hochregalteile, da hast du es! und mit all diesem gewicht kettet man das warten auf den tag x des auspackens an ort und stelle an. es bleibt dann nur noch die frage, wann auch dieser gefangennahme die luft ausgeht. erwartungen und hoffnung haben den hang zur geiselnahme und lösen eine kettenreaktion aus: noch mehr für etwas sorgen zu müssen, was man angefangen hat, um etwas anzufangen, um etwas anzufangen usw.. was man festhält, hat seinen preis. man hat nichts zu verlieren und gerade deshalb ist es so verführerisch, die gegenstände dort zu halten, wo man sie einst zu haben glaubte: „nah, noch näher, noch ein stück, stop, gut so!, so wollte ich es schon immer!“ um nichts zu verlieren in der verdrehten gegenständlichkeit aus einem einst so kleinen „wünsch dir was!“, verwandelt sich ein zwischenlager zur zeitkapsel, die es einem vorgaukelt, dort in der eigenen vergangenheit zu stöbern. man rennt als museumspächter durch den winter, ist sein eigener leihgeber und stellt sich in die warteschlange der gebuchten besichtigungen. damn it! nix wie raus aus diesem februar…

enjoy:

myriam holme  at  bernhard knaus fine art