habs von den bildern gehört

loretta fahrenholz im neuen „texte zur kunst“: „Im Unterschied zu Bildern, denen man in Kunstausstellungen begegnet, scheinen gepostete Bilder in zunehmendem Maße nach der Logik von Sprechakten zu funktionieren. Bilder tun etwas, indem sie in Erscheinung treten. Man kann sich das wie ein Gedicht vorstellen, wie einer Performance, eine Äußerung unklarer Ausdrucksformen, die danach verlangen, geteilt zu werden.“

wenn bilder eine form der sprache geworden sind und als silben funktionieren, die gelesen werden wollen, dann sind die mit diesen bildern gefüllten festplatten zugleich der universalspeicher der noch nicht wahrgenommenen sprache und der des verhallten redens, eines monologs der in völliger gleich-gültigkeit an niemanden und jemanden gerichteten rede. das alles führt weiter zur frage, inwieweit bilder überhaupt ihren eigenen monolog führen können, bis wohin sich das verkappseln kann als etwas, das nur ausgesprochen wurde – ohne je gehör zu finden, aber als post, als nur minimal verschnürtes datenpaket voller zuversicht auf antworten, die aus nichs als bildern bestehen.

man kann etwas nur alleine lassen, von dem man weiss. man kann nur niemanden ansprechen, wenn man weiß, dass es ganz im gegenteil: jemanden gibt, mit dem man nicht spricht.
ist es an der zeit, über das nicht-wahrnehmen von bildern zu reden? über bilder, die keinen markt mehr eröffnen, weil sie in den bereich der sprache geholt, zu silben verkleinert und bewusst überhört wurden, einfache falsch verbunden oder temporary not available? ist das „verhallen können“ eine qualität aus irgendwo, überall und nirgends…?

okI_ober

sommerloch – kann nicht sein! aber die schreibe hörte auf, plötzlich, ohne einen grund zu nennen für das ausbleiben an meldungen und nachrichten, die direkt richtung text steuern: hören, verwundert sein und schreiben. es gab den schwarzen regen, den blick auf zürich, zu viele stunden im auto, zu viel müll, der auf die kippe gefahren werden musste. es gab eltern, die auch nicht jünger werden, viele fragen um betreutes wohnen und musik über schönen menschen, laut, immer lauter, im spätsommerabend über all diese köpfe hinweg, reine begeisterung, einfach nur: für alle, für euch und uns und mich und damit für uns alle, ohne das jemals wieder trennen zu wollen. reinheit der musik: das pausenlose wippen zwischen wir und ich, alle und du, mich, uns und euch.

der herbst wartet darauf, mit seinem tieferen licht die zeit zu schrumpfen, sobald er die laubberge von den bäumen hat, er spielt mit der melancholie, die sich freut, ein paar mal mehr als genug zu sagen: „ist o.k. so!, das wird schon!, das passt jetzt schon so für dieses jahr!“

im röhm  hängt die kunstnacht 2015 bilder auf schickste etagen und bei chairholder trinkt man auf die dort gezeigten sachen von: peter, nein! hardy? was? ja! also doig? nein: langer!

ausrollen

komisches mensch will kreisverkehren, ne, pause machen, ach so, also erstmal fäschba im berufsverkehr. alter vor zeit: es wartet nur ein kilometer blech. lang, kurz-kurz, laaaang, nimmt der mann mit hut die erste abfahrt, oder, stop. oder vielleicht doch nicht? nein, ja-ja!, neiheiiin, doch lieber nicht, er dreht mit tickendem rechtsblinker im letzten moment noch schnell das lenkrad nach links in die vielleicht letzte entscheidungsrunde für die beste gelegenheit, abzubiegen in richtung endlosschleife, gegen den uhrzeigersinn, ein für alle mal.
die polizei meldet: wir haben hier im moment so viele geisterfahrer in der gegend und wissen nicht warum?! herr wachtmeister, sie haben ihre fäschba vergessen!
ich machs kurz. die einen fahren hier ihre anhänger mit wiesenmäher durch die gegend, die anderen kutschieren den geleasten stern. irre, dass hier brutal viele menschen leben, die wissen, was es heisst, dass etwas schwer oder leicht, gross oder klein, nicht transportabel oder easy going ist, und dennoch: die totalverabschiedung von jeder art der zuordnung zwischen dem, was sich bewegt, und dem, was bewegt werden muss, hier andauernd vor einem hergefahren wird. ich dachte mal: gerade hier könnte man das mit den displays und regulationsmechanismen sein lassen, das alles vielleicht einfach und gut genau so: einfach und gut sein lassen, einfach nicht brauchen müssen, nicht als absicht der ablehnung herumposaunen, sondern einfach so leben, dass all das nicht nötig ist. aber genau das gegenteil kurvt hier überall um einen herum. mag sein, dass zu viele menschen in den mercedes- und porschewerken hier in der nähe tag für tag verschwanden und verschwinden, mag sein, dass das mit spezialverträgen und superrenten zu tun hat – der sinn für die sache, der man eine ganze menge schwung verpassen muss, um sie beweglich zu halten, ist hier in keine verhältnismässigkeit mehr gesetzt zu dem stumpfsinn, der nur noch fahren will, gewicht soll rollen und schwerer mensch will füsse ein bisschen bewegen und die welt unter sich zusammenrollen, aber schnell und gleich, jetzt aber und mindestens.
ein opi-lada schleift ein paar argumente wund, rattert durch den abend und verschwindet, der kreisfahrer hat sich entschieden, ist raus aus der endlosschleife und gondelt in den nächsten strudel der vergesslichkeit.

müsse gemahlen

zwei gespräche an unterschiedlichen orten des sich vorstellens mit grundverschiedenen, weil das eine mal doch etwas sägerauh losgetextet und das andere mit einer frisch geöffneten packung vorsicht versehenen durststrecke aus beobachten, warten, reden, wieder hinsehen, skepsis tanken und noch länger brauchen, nochmal zum anfang: grundverschiedenen menschen, macht dann plötzlich wieder den graben auf aus dem, was man laut zeugnisangaben gelernt hat, unterschrift unten links, und dem, was ein anderer jemand dort nicht findet, aber auf basis eines gespräches gerne herausfinden würde als sogenannte fachfremde qualifikation. kann der das? und wenn ja, wie kann der das können, wenn er nie zur ausgebildeten könnerschaft gelangen konnte mit seinem nie erworbenen master? – und wenn er das nur ein wenig könnte, wie kann das ganze gekönne von uns selbstverständlichkeitskönnern mit knapp über zwanzig diesem anderen dann überhaupt noch nahegelegt werden als verbesserungsvorschlag nach so vielen jahren ungewissem werdegang weit weg von hier und so und gemusst, äh, gewusst wie?

wer aus dem ort können kommt, der will den nicht in können geborenen mal erst hier ankönnen sehen. also besser nicht gleich ja sagen, weil das alles, gemeint ist: ALLES einladen könnte, was es an fragwürdigkeiten noch oder noch nicht in können gibt.
der graben erscheint deshalb so tief, weil man meint und sich wünscht und dann wieder meint, sich auf einer seite zu unterhalten, sich nicht über diese schlucht an missverständnissen beugen zu müssen, nicht rufen zu müssen, gar nichts von all dem überhaupt denken zu müssen, weil man ganz naiv glaubt, ein ehrliches  gespräch funktioniere ohne wenn und aber. aber so funktioniert das anscheinend doch nicht. ABER so: zeit der belehrungen, zeit zu gehen. danke, wir melden uns dann bei ihnen.

 

m.ü.d.

mit komplett plattgenudelten füssen, kilometern an beton unter der sohle und gerenne wegen vorbereitungen für diesen workshop und jene besprechung kommt der körper zuhause an und greift nach dem drehknopf am boiler unter dem waschbacken im miniaturbad: will heiss machen, will spühlen und wäsche wartet auch noch! wie bitte? der automatismus der mache will nicht aufhören, die müdigkeit überholt und fährt das thema füsse hoch mit ideen zum etwas geflegteren haushalt komplett gegen die wand. äh, muss ich da jetzt echt mit? während frage ankommt im raum der antworten, steht wortlos schon in der waschküche und befüllt den hauptwaschgangbehälter, stellt das system auf kurz und krabbelt in den gewölbekeller zu ladenburger und heubacher. leergut war gesten, ich danke dir, oh WEM! hast du gerufen? nein, ich hab nix, echt, ich hab nix gesagt. na,  dann war es wohl der WEM, also der was da draussen dem was zugerufen hat.
ich träume den satz:
mentos konnte sprechen.
das taube handgelenk spielt den wecker und ich sitze noch bei küchentischs auf der bank, verbogen, jetzt wieder angekurbelt, danke, ich schaffs noch selbst in s bett.

in_put

wie schön dann dieses diskursiv-kaugummiartige entlanglesen an manchen gedanken ist, das verfolgen von phantasie a zu phantasie x und weiss nicht zu welcher station das denken als nächstes möchte, vielleicht zum aussichtspunkt y, von dem aus man mitbekommt, wieviel freude es macht zu sehen, wie man nicht nur irrwege geht, sondern wie sich diese irrwege nach und nach und immer neu vor einem ausrollen, um das auseinanderhalten von gut und böse, richtig oder falsch, ich und du, sorryyyyyy, das ICH reinigt gerade taste yyyyy, komplett unmöglich zu machen, bis einige gedanken die verfolgung aufgenommen haben, um vielleicht noch zu sehen, was es mit diesen unterschiedlichsten richtungen auf sich gehabt haben könnte.
welcher idiot hat jetzt in nachbars firmengelände alarm ausgelöst?
schon gut, schon weg.
wenn dann phantasie x auf die idee kommt, mit diesem „auf sich gehabt haben könnte“ etwas anzufangen, dann ist schon eine dieser schönen kleinstformulierungen,  aus denen man nicht mehr heraus findet, gross genug, um aus ein paar sätzen einen wirrtext zu machen, der im eiltempo, von wieder anderen ideen angefeuert, auf gewohnheiten und süssigkeiten, ich meine: vereinfachungen runtergekürzt werden muss, um nicht den, klar, schon wieder: verstand zu velieren.
frische klingen, glatter kopf.
gerade sehe ich mir die photographie eines hängeregisterschrankes an, der mich mit den beschriftungen der einzelnen fächer komplett verblüffte: ich photographierte das ding in einem klassenzimmer, noch niemand da, also kannst du das ja schnell machen, oben stand auf jedem von links nach rechts leicht versetzten fächerbeschriftungsfeld nur: input. schön, da soll also was rein!? da und da und da auch! neue, mausgraue möbel standen ungenutzt in der noch so ehrgeizig nach aussen strahlenden ganztagesinputschule mit kunst-AG, musik und ein wenig prügelei auf dem pausenhof, tschuldigung: das passte nicht unter den outputteppich.
wer`s fühlt, wird selig.
also los.

waldenstein

ach, sie wollen jetzt fremdenverkehrsbeauftragter ihrer region werden?
was?
parken, ein paar schritte zur burg und gut überrascht von der minimalanzahl der gäste in diesem wunderbaren biergarten mit blick über wald und wiese. hier hat es jemand geschafft, ein altes anwesen nicht zu einer festung aus schlechtem geschmack und grossen portionen umzufunktionieren, der biergarten ist einfach, mit selbstbedienung gibt es kuchen, kaffee, kaltes, pommes. alles einfach, alles fein! die leute hinter dem tresen waren selbst überrascht, dass nur wir und eine kleinfamilie an den tischen sassen, so gegen drei, eigentlich zeit für überfüllung und schlange, pommes leer und bei kuchen nur käse und ein stück rhabarber übrig. auf dem rückweg, ein paar umwege durchs hinterland mussten sein, fuhren wir eine ungezählte ewigkeit hinter einem pärchen her, das zusammen mehr wog, als es der unter ihnen dampfende motorroller je hätte aushalten wollen. die beiden schlängelten sich langsam durch die kurven und hüllten die verfolger in eine blaue nebelwolke, die wie ein von der beifahrerin, die andauernd nach hinten sehen musste oder wollte, hinter ihrem hintern verzweifelt zu allen seiten hin peinlichst zerstrampelter blähdunst herflog, unkontrolliert, immer mit der hoffnung auf weniger, aber daraus wurde nichts, der roller musste einfach qualmen. lachen oder toben. hier ging nichts anderes. die beiden machten aus der fahrt ein fest und der nachmittag hatte seinen federweg: warum toben, wenn waldeslust vor einem schaukelt? mit kiefernharznasen und fünf kilo erdbeeren rollten wir nach hause zum antizeck-update.
neustart.
text.
tabellen.

gartens sinn

halbschlafgedanke: der mülleffekt ist sinnlos. sich in den müll werfen ohne diesen einen bruchteil einer sekunde dauernden sinn dafür, dass das LEBEN UND DENKEN schon längst weiter ging, ne!, wegwerfen geht nicht, ätsch.
die kleine wohnung hier wird von feige, wein und rose zugewuchert. draussen ist es grün, drinnen ist es dunkel. darum bleibt die hintertür richtung garten offen von früh bis spät. aber auf dem absatz steht heute morgen schon der sommer und fragt, ob man sich noch an ihn erinnern würde hier, klar doch, ich riech dich schon von weitem!, aber er lässt sich nicht mehr fangen, die antwort lautet: die obstwiese wartet, schon lange, die wartet schon viel, ganz genau: VIEL zu lange, wir sollten doch mal baldmöglichst usw.! o.k., wir stehen samstag mit balkenmäher und motorsense um 7.15 an der oberkante der obstwiese. das gras hat einssechzig, toll. es geht los. mähen, schwitzen, brüllen, laden, fahren, ausladen, putzen, duschen, verdammt! die hände summen stromzaunartig, die blasen in den handflächen leuchten, der hunger ist da, das fleisch rasselt in der pfanne. so war und ist und wird es also sommer?! der steht schon wieder in der tür und zeigt auf die hecke um das riesengrundstück hier ums häuschen, danke, gleich!, muss das jetzt? einen moment noch! ein paar viertelstündchen später schnarrt die elektroheckenschere durch das grün, 34° im schatten, wir jagen uns mit dem gartenschlauch durch den hof und freuen uns über den gelben kasten, den der nachbar mit mitleidsvollen KÄRCHER – augen aus der garage schiebt für die milliarden an kleinen blättern, die gerade eben noch hecke waren. die orientierung wird immer flacher, die erde ist eine scheibe voller gärten mit hecken drumherum! die sonne brennt, die kehrmaschine wird über den teer gejagt und das muss es jetzt aber gewesen sein, ehrlich! hey, sonst noch was? der sommer steht inzwischen beim nachbarn, auch der hat`s schleifen lassen. am abend rattert er mit seinen gerätschaften durch den garten. wir schlafen im sitzen oder war das schon im stehen? hallo bett, ich mag dich so!

möbler

möbel kaufen braucht zeit, möbel aufbauen LASSEN noch viel mehr davon. frau m. lässt sich ihre möbel in den 3. stock einer wohnanlage liefern, leeres, grosses treppenhaus, noch harmlos. aber von dort geht es dann weiter die u-boot-enge wendeltreppe ihrer 2stöckigen wohnung rauf ins dachgeschoss, „das war mein eigenes kinderzimmer damals, rechts herum, genau da!“ auf unseren schlepper-t-shirts steht wohl in heiliger schrift geschrieben: für gott und umme. genau so geht die sache bei der supernetten, aber vom putzwahn verfolgten frau m. dann nämlich weiter. „das alte schlafsofa, das stört ja jetzt, das könnte vielleicht noch runter in den flur, und die, ich wollte nur mal fragen, die lampe wollte ich hier aufhängen über der kommode, geht das mit eurem werkzeug jetzt auch? und wenn wir das sofa GLEICH nach unten transportieren, das wäre vielleicht besser – oder wollt ihr erstmal die möbel aufbauen? na ja, eins nach dem anderen, vielleicht erst die möbel!“  gut. stunden später im sommerbackofen über der kleinstadt oberhalb der treppenspirale steht alles da, wo es stehen soll, müllberge werden zurück zum transporter geschleift und der tag dreht nach 19 uhr seine helligkeit richtig auf, es ist juni, wir haben verstanden! und weil es gerade so schön ist, stecken wir auch gleich mit dem sofa in der wendeltreppe und versuchen, das ding in richtung keller zu bewegen, die türkenjungs von um die ecke, denen frau m. das ding andrehen will, werden sich freuen. noch ein paar schrammen und schaukelnde wanbebilderungen im treppenhaus und sind wir unten.
„wir packen`s dann, also gut, war nicht so schlimm, oder? tschüss und danke!, macht`s gut, o.k., tschüss, wir fahren dann mal jetzt, gut, also dann: tschüss!“ und  los!
ufo-wolken ziehen wie dronen über gleitschirmflieger einige weinberge weiter, bei aldi hektet, ich hatte fast vergessen, dass ich noch ein paar sachen einkaufen muss, die junge frau an der abendkasse eine kleinigkeit nach der anderen über den pieper und ich denke nur: nach 11 stunden bis zur stechuhr beobachtest auch du das eigene tun fast schon in fliessbandabschnitten, das hin und her im kopf ist nichts anderes mehr als ein leerer werbeträger, der die warenportionen auf dem laufband trennt, bis hierher ich, dahinter du. bitte nichts mehr auflegen! ich kann nicht mehr, es reicht! kasse 3 schliesst.